Bildung für nachhaltige Entwicklung in Städten und Gemeinden. Kommunen als Motor

Seecontainer werden zu Fotoausstellungen, Kinder zu Energie-Sheriffs – und Städte zu Unesco-prämierten UN-Dekade-Kommunen. Die Ansätze zur Lösung der Probleme durch den Klimawandel und die kommenden ökologischen Herausforderungen sind so vielfältig und verschieden wie die Bürgerinnen und Bürger und wie die Situation in ihren Städten

Eines haben der knapp 1,8 Millionen Einwohner fassende Stadtstaat Hamburg und die 5.300 Einwohner zählende Gemeinde Ahlheim gemeinsam: Sie wurden zusammen mit zwölf anderen Kommunen von der Unesco als UN-Dekade-Kommune ausgezeichnet. Vergeben wird die Auszeichnung nach intensiver Prüfung ausschließlich an Kommunen, deren Engagement bei der Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) überdurchschnittlich hoch ausfällt.

Anknüpfungspunkte für Bildungsanbieter

Da sich qualifiziertes Engagement und wirkungsvolle Partizipation nicht von selbst einstellen, ist es zentrale Aufgabe der Bildung, die Menschen zu befähigen, die Entwicklung unserer Gesellschaft zukunftsfähig mitzugestalten. Dabei spielen schulische und außerschulische Bildungsanbieter eine große Rolle. Moderne Bildungsansätze in Deutschland erfordern fachübergreifende Lehr- und Lernmethoden in der Schule und eine Kooperationen mit außerschulischen Partnern, besonders bei der Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Seit 2007 gibt es für deutsche Kommunen die Möglichkeit, sich durch BNE zu profilieren, indem sie sich um die Auszeichnung als Stadt, Gemeinde oder Landkreis der UN-Dekade bewerben. Die Auszeichnung soll vor allem dazu beitragen, die Anliegen der Dekade überall im Land sichtbar zu machen und gleichzeitig die einzelnen BNE-Akteure vor Ort zu unterstützen. Im Gegenzug fließen so wichtige Impulse aus der Bevölkerung in die Dekade ein.

Ob ganz kleine Kommunen wie Alheim oder ein Stadtstaat wie Hamburg: Kommunen versuchen nicht nur, ein nachhaltiges Wirtschaften zu realisieren. Vielmehr geht es ihnen auch darum, mit Kindern und Erwachsenen ein vernetztes Denken einzuüben, bei dem ökologische Kreisläufe, soziale Gerechtigkeit und globale Verantwortung stets mit berücksichtigt werden. Nur so können sie ihrer Verantwortung für die nächsten Generationen gerecht werden und ihr Alltagshandeln an einer nachhaltigen Entwicklung ausrichten. 

Bildung für nachhaltige Entwicklung kann Kommunen auch bei ihrer Suche nach zukunftsfähigen Entwicklungsmöglichkeiten helfen. Besonders deutlich wirken im Klimaschutz das kommunale Engagement zur Einsparung von Energie und die Bildungsangebote zur Qualifizierung und Fortbildung von Fachleuten und BürgerInnen sehr fruchtbar zusammen.

Außerschulische Bildungsanbieter unterstützen Kommunen

Im niedersächsischen Landkreis Friesland zum Beispiel erarbeitete das Regionale Umweltzentrum (RUZ) Schortens gemeinsam mit dem Landkreis und weiteren Partnern die interaktive Ausstellung „Unser Haus spart Energie“. Schul- und Kindergartenkinder konnten durch die MitarbeiterInnen des RUZ in sechs Modellhäusern zu „EnergiesparKids“ weitergebildet werden: Die kleinen Energie-Sheriffs lernten die globalen Zusammenhänge von Energie und Klima kennen und veranstalteten gemeinsame „Klimafrühstücke“. Dabei beschäftigten sie sich mit ihrem eigenen Konsum. Mit der Aktion „Regional ist 1. Wahl“ tragen die MitarbeiterInnen der Umweltzentren den Gedanken nachhaltiger, regionaler und gesunder Ganztagsversorgung in Pilotschulen und informieren die Kinder gemeinsam mit LehrerInnen über Gestaltungsmöglichkeiten des Speiseplans.

Solche Lernarrangements können als Beispiele kommunalen Klimaschutzes in Bildungseinrichtungen gesehen werden. Ebenso weitverbreitet sind Konzepte wie die „Fifty-fifty“-Schulen oder Schulwettbewerbe zur Förderung des Energiebewusstseins. Aber auch für Erwachsene und MultiplikatorInnen werden von Umweltzentren mit ihren engagierten UmweltpädagogInnen vielfältige wirksame und selbstbeziehbare Lernerfahrungen angeboten. So konnten sich zum Beispiel im Rahmen der Lokalen Agenda 21 in Hannover Menschen mit Migrationshintergrund in Workshops zu KlimaschutzberaterInnen für andere MigrantInnen weiterbilden.

In Mülheim an der Ruhr wird das kommunale Klimaschutzengagement sowohl von der Lokalen Agenda, der Region um Mülheim, als auch zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen wie Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Bildung und Kunst verknüpft. Zusätzlich hat sich ein eigener Verein zur finanziellen Unterstützung und Initiierung von Klimaschutzmaßnahmen gegründet. Seither treffen die BürgerInnen in ihrer Innenstadt auf ungewohnte Bilder: Fünf Seefrachtcontainer, ihrerseits Symbole globalisierter Produktions-, Konsumtions- und somit Energieströme, wurden als begehbare „Kunst+KlimaKisten“ zu Fotoausstellungen zum Klimawandel umfunktioniert. So kann BNE durchaus die notwendigen Schlüsselkompetenzen für den Einzelnen vermitteln, um durch kleine und einfache Maßnahmen Kommunen zu zukunftsfähigen Gemeinden weiterzuentwickeln.

[Lisa Hübner, Olaf Rother]

www.bne-portal.de
www.unesco.de
www.umweltbildung.de