Wildnis mitten in der Stadt

Raus mit euch zum Spielen!

Wildnis spielt in der Bildungsarbeit eine tragende Rolle. Und Wildnis lässt sich überall finden! Denn der Bewegungsraum von Heranwachsenden ist heute oft auf die Wohnumgebung begrenzt. Ihr Alltag ist vom Aufenthalt in Räumen, langen Schultagen und steigendem Medienkonsum geprägt. Daher reichen das kleine Waldstück, die nächste Wiese, der Weiher oder der bunte Garten um die Ecke oft aus, um in eine wilde Welt einzutauchen.

„Naturschutz wird schon in der Schule gepredigt. Er bleibt Theorie, wenn die Lehrer ihre wichtigsten Komplizen vor der Schultür vergessen: Bäume und Vögel, Käfer und Blumen, Wasser, Matsch und Erde.“,so Naturphilosoph Andreas Weber.

Draußenlernen für die Zukunft

Die Rinde von Bäumen ertasten, Pflanzen nur am Geruch unterscheiden, Fährten lesen, Vögeln lauschen und durchs Unterholz schleichen - nichts ist spannender, als Natur zu entdecken. Denn Lernen heißt begreifen und erfordert immer wieder, das Gelernte praktisch anzuwenden. Neugier ist ein wichtiger Motor für nachhaltiges Lernen. Sie ist der Schatz, den es zu wahren gilt, damit Kinder und Jugendliche ihr Leben lang aus eigenem Antrieb und mit Begeisterung lernen. Je früher Kinder mit Neugier die Natur entdecken, umso mehr prägen diese Erfahrungen ihre persönlichen Vorstellungen und Werte. Sie sind die Grundlage für die Wertschätzung von allem Lebendigen.

Draußenlernen heißt: raus aus der Komfortzone und rein in eine eher unbekannte Welt voller Überraschungen und kleiner Wunder. Wildnis weckt Neugier, wirft Fragen auf, die sich nur durch genaues Hinschauen, Beobachten und Erkunden beantworten lassen. Um Zusammenhänge in der Natur zu verstehen, ist vernetztes Denken notwendig. Am Lernort Natur kommt ein Prozess des selbstbestimmten Lernens durch persönliche Erfahrungen in Gang. Durch das Spielen in und mit der Natur erkennen wir, dass wir ein Teil von ihr und mit ihr verbunden sind. Sich eins zu fühlen löst intensive Gefühle aus und motiviert, Natur zu schützen.

WWF Bildungsmaterialien für die WildnisDeswegen will der  WWF  zum Draußenlernen ermutigen und fordert Pädagogen auf, ihren Unterricht in die Natur zu verlegen um mit und von ihr zu lernen. Ganz gleich, ob es der Chemie- oder der Deutschunterricht ist, die Natur hält alle Lehrplaninhalte bereit. Der WWF-Artenschutzkoffer ermöglicht beispielsweise eine anschauliche, spielerische und sinnliche Beschäftigung mit dem Thema Artenschutz und bietet Anregungen zum Lernen in und mit der Natur. In einem Handbuch haben wir aus eigenen Erfahrungen und mit Unterstützung des Wildnispädagogen Bastian Barucker Übungen, Aktivitäten und Anregungen zusammengestellt, die einen leichten Einstieg in das Draußenlernen ermöglichen. Den Inhalten dieses kleinen Handbuchs liegt das Konzept der Wildnispädagogik zugrunde.

Die Wildnispädagogik verwendet Methoden des Lernens und Lehrens, die sich an traditionellen Vorstellungen und überliefertem Wissen indigener Völker orientieren. Die Erwachsenen sehen sich dabei als lernbegleitende Mentoren, die mit Fragen und Geschichten die Kinder und Jugendlichen unterstützen. Das Lernen findet vor allem durch Erfahrung oder Nachahmung statt. Es geht nicht darum, viel Faktenwissen zu vermitteln, vielmehr darum, Naturerfahrung zu ermöglichen, die Freude macht, Neugier weckt und alle Sinne anspricht.
Wenn es gelingt, junge Menschen für die Vielfalt des Lebens, der Natur zu begeistern, dann dürfen wir darauf hoffen, dass die derart Begeisterten zu Bewahrern werden. Die Natur braucht unseren Schutz. Schutz aber gibt es nur über den Weg des Erfahrens und des daraus resultierenden Engagements. Das brauchen wir nötiger denn je. Und damit kann man nicht früh genug beginnen.

Das WWF-Handbuch zum Draußenlernen wird in Kürze auf unserer Bildungsseite als Download bereitstehen. Eine Benachrichtigung dazu erfolgt über unseren Lehrernewsletter, den Sie kostenlos abonnieren können.

Astrid Paschkowski
WWF Deutschland

www.wwf.de/bildung