Online-Befragung von Studierenden in den grünen Berufen

In 2021 führte die Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN) gemeinsam mit dem Institut für Diversity, Natur, Gender und Nachhaltigkeit (diversu e.V) eine Online-Befragung unter Studierenden in den sogenannten grünen Berufen durch. Die Ergebnisse der Befragung dienen der Entwicklung und Etablierung eines Online-Seminars für Studierende, die ihre berufliche Praxis im naturnahen ländlichen Raum sehen und hier auf extreme rechte Unterwanderungs- und Instrumentalisierungsversuche vorbereitet sein wollen.

Um dieses Seminar passgenau für die Zielgruppe entwickeln zu können, sollen vor allem zwei Sachverhalte durch die Online-Befragung näher beleuchtet werden:

1.    Der Wissensstand der Studierenden: Wurden die Studierenden innerhalb ihrer bisherigen Hochschullehre für die Zusammenhänge von Natur­schutz, Umweltschutz und Rechtsextremismus sensibilisiert und falls ja, welche Schwerpunkte wurden ge­setzt?

2.    Die Gefährdungslage im Hinblick auf Rechtsextremismus und Natur- und Umweltschutz: Wie stark stimmen Studierende in den grünen Berufen Aussagen bzw. Positionen zu, die eine Anknüpfungstendenz zu rechtsextremen Ideologien bzw. menschenverachtenden Gedankenmodellen in Natur- und Umweltschutz aufweisen? In welchem Themenbereich gibt die stärksten Anknüpfungstendenz?

Insgesamt wurden zahlreiche Hochschulen in ganz Deutschland, die „grüne“ Studien­gänge anbieten, angeschrieben und um die Verbreitung des Fragebogens unter der Student*innenschaft gebeten. Im Befra­gungs­zeitraum, zwischen März und Juli dieses Jahres, nahmen insgesamt 802 Studierende von insgesamt 34 Hochschulen teil. Rund zwei Drittel der Befragten befanden sich zum Zeitpunkt der Befragung in einem Bachelorstudiengang, ein Drittel waren Master-Studierende. Die Befragten können folgenden Studien­schwer­punkten zugeordnet werden: Agrarkunde, Forstwirtschaft, Ökologie, Geographie und Bildung. Die meisten Teilnehmer*innen haben einen Schwer­punkt in der Ökologie. Politisch verortete sich der überwiegende Anteil der Studierenden als „links“ der Mitte. Die Mehrheit der Befragten gibt an, im eher ländlichen Raum aufgewachsen zu sein. Zu den am Anfang aufgeführten Sachverhalten lässt sich nach einer ersten rein quantitativen Auswertung bisher folgendes sagen:

1.   Im Rahmen ihres Studiums wurde die Mehrzahl der Befragten nicht für die Zusammenhänge von Naturschutz, Umweltschutz und Rechtsextremismus sensibilisiert. Nur 167 der 804 Befragten gab an, innerhalb des Studiums für diese Zusam­menhänge sensibilisiert wor­den zu sein. 549 Personen verneinten diese Frage und 86 Befragte beant­worteten die Frage mit „Kann sein“. In einer weiterführenden qualitativen Analyse soll in den kommenden Monaten differenziert auf die Studien­schwerpunkte, Bun­des­länder und Hochschulen geblickt werden.

2.   Die Befragten sollten sich zu Aussagen aus folgenden Themen­blöcken positionieren: Landromantik, Bevölkerungspolitik, Gesundheit und Natürlichkeit, Heimat und Verwurze­lung, Neobiota und Demokratie­feindlichkeit. Auch wenn die qualitative Analyse noch aussteht, kann schon jetzt folgendes festgehalten werden: In allen aufgeführten Themenblöcken erfah­ren einzelne Aussagen bzw. Positionen, die eine Anknüpfungs­tendenz zu rechtsextremen Ideo­logien bzw. menschenverachtenden Gedankenmodellen in Natur- und Umweltschutz aufweisen eine deutliche Zustimmung („Stimme voll und ganz zu“, „stimme eher zu“). Gleichzeitig erfahren auch Aussagen und Positionen, die deutlich dem demokratischen Spektrum des Natur- und Umweltschutzes zugeordnet werden in denselben Themen­blöcken eine ähnlich hohe Zustim­mung. Es zeichnet sich also ein ambivalentes Antwortverhalten unter den Befragten ab.

Eine Auswertung nach Studien­gängen, Wissenstand der Studie­renden und politischer Verortung steht derzeit noch aus.

Die vollständige Auswertung der Online-Befragung wird im ersten Quartal 2022 abgeschlossen sein. Dann geht es in die konkrete Planung des Online-Seminars.

Kontakt:

Robin Bell
bellnf-farnde

Lukas Nicolaisen
nicolaisennf-farnde