Erfolgreiche Ressourcentage in 180 Asylunterkünften

Sparsam mit Energie und Wasser umzugehen, Abfälle in den Recyclingkreislauf zu geben – warum das wichtig ist und wie das in Deutschland im eigenen Wohnumfeld geht, lernten über 4.000 geflüchtete Menschen von November bis Dezember 2016 im ANU-Projekt „Ressourcentag“. In Asylunterkünften fanden hierzu bundesweit 180 eintägige Schulungen statt.

 

Umweltbildungsakteure und Förderer haben auf die vermehrte Zuwanderung und Aufnahme geflüchteter Menschen in Deutschland reagiert. Seit 2015 sind vor allem lokale Projekte für diese Zielgruppe umgesetzt worden. Die ANU berichtet darüber unter www.umweltbildung-mit-fluechtlingen.de. Nun hat die ANU mit Förderung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bundesweit 180 eintägige Schulungen in Asylunterkünften zum verantwortungsvollen Umgang mit Energie, Abfall und Wasser für junge Geflüchtete zwischen 18 und 30 Jahren durchgeführt. Dabei knüpfte sie an Vorerfahrungen erfolgreicher Bildungsprojekte des Landratsamtes Fürstenfeldbruck und des Umweltzentrums NaturGut Ophoven in Leverkusen an. Das Interesse des BAMF kam durch eine Initiative der Energieagentur Unterfranken zustande, die ihre Bildungsaktivitäten mit Geflüchteten intensivieren wollte.

Umweltschutz – ein Thema für Geflüchtete?

Umweltbildungsangebote wie der Ressourcentag ermöglichen den geflüchteten Menschen, den Stellenwert eines schonenden Umgangs mit natürlichen Ressourcen in unserer Gesellschaft zu verstehen. Der Aufbau von Wissen und Handlungskompetenzen im Umweltbereich erleichtert ein gutes Ankommen, hilft bei der Integration und den Geflüchteten ganz konkret auch dabei, die Nebenkosten in der künftigen eigenen Wohnung niedrig zu halten. Beim Thema Abfall lässt sich zwar weniger Geld sparen, aber Ärger mit Nachbarn oder zukünftigen Vermietern vermeiden. Die Schulungen vermitteln zudem, dass das eigene Verhalten Einfluss auf den Klimawandel hat und damit auch in einem globalen Zusammenhang steht.

Das Konzept des Projekts Ressourcentag sah eintägige Schulungen für je 20 bis 25 junge Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften vor. Die Ressourcentage sollten von je drei TrainerInnen geleitet werden, die sowohl umweltpädagogische als auch sozialpädagogische Kompetenz mitbringen. Im Projekt wurde viel Wert darauf gelegt, sich auf die interkulturelle und möglicherweise von Sprachbarrieren geprägte pädagogische Arbeit vorzubereiten. Kompetenzen hierzu brachte insbesondere der Projektpartner Evangelische Jugendsozialarbeit Bayern ein und gestaltete das pädagogische Konzept sowie das Programm der drei vorbereitenden Trainerworkshops mit. Durch eine bundesweite Information der ANU an die Landkreise und durch die TrainerInnen vor Ort wurden Träger von Unterkünften auf das Projekt aufmerksam gemacht. ANU und regionale Trainerteams haben sich über „WeChange“, eine Online-Plattform für sozialökologisch engagierte Initiativen vernetzt, Termine verabredet und Erfahrungen ausgetauscht.

Aktiv und kurzweilig 

Die Schulungen stützten sich auf aktivierende Methoden und boten viele Bilder, Kurzfilme und anschauliche Experimente, um auch Menschen mit noch geringen Deutschkenntnissen wichtige grundlegende Informationen zu vermitteln: den Unterschied zwischen Stoß- und Dauerlüften, richtige Mülltrennung und -entsorgung oder auch, dass in Deutschland Wasser aus der Leitung trinkbar ist. Mithilfe von Strommessgeräten konnten sich die Teilnehmenden errechnen, dass ein Wasserkocher im Vergleich zum Kochtopf auf der Elektroplatte Strom und Kosten spart. Spaß, Austausch und das Üben deutscher Vokabeln kamen dabei nicht zu kurz. Und auch tiefer gehende Betrachtungen der Ursachen des Klimawandels trafen auf interessiert nachfragende Teilnehmende. Einige von ihnen äußerten den Wunsch, das gelernte Wissen als MultiplikatorInnen weiterzutragen. Am Ende der Schulung erhielten die Teilnehmenden ein Zertifikat, das als positive Referenz bei der Suche nach einer eigenen Wohnung dienen kann.

Bedarf weiterhin groß

Da die ANU aufgrund der Vorgaben des BAMF nur dreieinhalb Monate Zeit für Aufbau und Umsetzung des Projekts hatte, war nicht von vornherein abzusehen, ob die Projektziele wirklich erreichbar sind. Die Idee der ANU und ihrer Partner traf jedoch in jeder Hinsicht auf großes Interesse. Es hatten sich mehr als ausreichend engagierte und kompetente TrainerInnen beworben, Geflüchtete nahmen mit viel Begeisterung an den Schulungen teil. Durch das große Engagement aller Beteilig­ten konnten statt der geplanten 160 sogar 180 Schulungen durchgeführt werden und letztlich musste vielen interessierten Unterkünften abgesagt werden. Es ist zu hoffen, dass sie im Laufe des begonnenen Jahres erneut von der ANU hören, wenn es gelingt, eine weitere Förderung für Ressourcentage zu bekommen.

 

Annette Dieckmann, Projektleiterin ANU-Bundesverband, E-Mail: dieckmann@anu.de,

Kaya Klein, Dipl.-Soziologin, Koordinatorin Konzeptteam Ressourcentag,
E-Mail: klein@anu.de

<link ressourcentag.html>www.umweltbildung.de/ressourcentag.html</link>