Gesellschaft - Gender und Umweltbildung?

Spätestens seit dem Erdgipfel in Rio ist das Thema "Gender Mainstreaming" nicht mehr aus der Umweltdiskussion wegzudenken. Doch konnte es auch erfolgreich in die Umweltbildung integriert werden? Von unterschiedlichen Initiatoren ausgehende Projekte deuten auf erste Fortschritte hin.

Am 25. April fand weltweit zum zweiten Mal ein "Girls' Day" statt. Er soll dazu beitragen, für Mädchen das Spektrum bei der Berufswahl zu erweitern. Die in Deutschland von verschiedenen Ministerien, dem Gewerkschaftsbund, den Arbeitgeberverbänden und der Bundesanstalt für Arbeit getragene Kampagne hat das Ziel, SchülerInnen der Klassen fünf bis zehn Einblicke in die Arbeitswelt zu ermöglichen und überkommene Geschlechterrollen bei der Berufswahl aufzubrechen. Der "Girls' Day" ist die wohl bekannteste Aktion zum Thema "Gender Mainstreaming". Dieser Begriff umreißt in etwa die komplizierte Beziehung zwischen dem biologischen und dem sozial konstruierten Geschlecht eines Menschen und das nicht minder knifflige Verhältnis zwischen Frauen und Männern.

Ursprung Agenda 21

Die Gender-Thematik ist ein zentrales Element der Nachhaltigen Entwicklung und wurde 1992 auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro im Kapitel 24 der "Agenda 21" verankert. Wichtige Ziele sind die gleichberechtigte Teilhabe und demokratische Mitwirkung von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen und auf allen politischen Ebenen - auch "Empowerment" genannt. Weiterhin soll das gesellschaftliche Bewusstsein über Benachteiligung, Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen in ökonomischen, sozialen und kulturellen Globalisierungsprozessen geschärft werden. Beispielsweise sind Frauen in vielen Ländern noch immer überwiegend für die Versorgung der Familie mit sauberem Trinkwasser zuständig. Die Macht über die Verteilung von Wasser haben - im Süden wie im Norden - dagegen aber größtenteils Männer.

Gender und Umweltbildung

Der "Gender"-Ansatz ist auch für die Umweltbildung von Bedeutung und sollte sich in den entsprechenden Angeboten wiederspiegeln. Doch bislang stellen sich nur wenige Medien dem Thema. Als seltenes positives Beispiel kann der Rundbrief 3/2002 "Netzwerk Umweltbildung" von Ökoprojekt MobilSpiel aus München angesehen werden. Unter dem Titel "Mädchen sind anders" stellt der Rundbrief Beispiele einer geschlechtspezifischen Umweltbildung vor. Als konkretes Projekt gilt das internationale Girls & Ecology & Action-Netzwerk: Im Rahmen der vierjährigen Initiative wurden Mädchen im Alter zwischen 8 und 14 Jahren für Technik und Naturwissenschaft begeistert. Unter Verwendung der Methode des "entdeckenden Lernens" experimentierten die Mädchen in zahlreichen Workshops mit Solarzellen, Motoren und Glühbirnen. Unter der Betreuung sachkundiger Frauen vom Frauennetzwerk LIFE bauten sie Boote sowie Solar- und Kunstobjekte. Daneben konnte ein europäisches Netzwerk aufgebaut werden, das möglichst viele Bildungsinstitutionen in Deutschland, Österreich und Italien davon überzeugen soll, "Aktionspläne für Mädchenbeteiligung" aufzustellen.

Gender per Gesetz?

Ende April 2002 fand in Berlin der Kongress "Geschlechterverhältnisse, Umwelt und nachhaltige Entwicklung" statt. Der Hintergrund: Nach den Regelungen des Amsterdamer Vertrags sind alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union verpflichtet, Gender Mainstreaming einzuführen und im Rahmen von gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Auswirkungen auf beide Geschlechter zu berücksichtigen. Die Bundesregierung informiert bereits seit April dieses Jahres über ihr neues Internetportal "www.gender-mainstreaming.net", wie dieser Ansatz umgesetzt werden soll. Seit zwei Jahren arbeitet außerdem das Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie an der Fachhochschule Bielefeld daran, Chancengleichheit in Bildung, Ausbildung, Beruf, Wissenschaft und Forschung zu fördern.

Kontakt: www.girls-day.de, www.life-online.de, www.kompetenzz.de, www.gendermainstreaming.net

Literaturtipp: politische ökologie 70: AGender 21. Frau und Mann - eine nachhaltige Beziehung? 104 Seiten, 19,80 DM, ISBN 3-9844-57-4; Zu bestellen bei: pan adress, politische ökologie Leserservice, Semmelweisstr. 8, 82152 Planegg, Fon 089/85709-145, Fax -131, www.oekom.de