23. Deutscher Naturschutztag 1996 in Hamburg

Alle 2 Jahre findet der "Deutsche Naturschutztag" (DNT) statt - das große Treffen der "Naturschutzoberindianer" sozusagen. Für das nächste Jahr läd wiederum der Dachverband der deutschen Naturschützer, der "Deutsche Naturschutzring" (DNR) mit seinen über 100 Mitgliedsvereinen und -verbänden (u.a. die ANU) zum immerhin bereits 23ten Treffen dieser Art ins Congress Centrum Hamburg (CCH) ein. Das Motto für die Zeit vom 4.-10. Mai 1996 lautet: "Leitbild und Praxis - Ballungsraum und Region". Wem dabei kein recht klares Bild einfallen will, darf es sich etwa so übersetzen: "Wieviel Grün darf's sein - in Stadt und Land?" Ein Schelm sei der, der fragt: "Wieviele Naturschützer dürfen's denn sein?"

Klar ist, daß dem Naturschutz der Wind heftig ins Gesicht bläst. Trotz gelegentlicher "Kleingewinne" im Bereich der Schutzgebiete überwiegen die naturzerstörenden Großprojekte bei weitem: Elbausbau, Transrapid, Bundesstraßenplan, Bodenzerstörung, Freizeitprojekte, Golfanlagen, Überfischung der Meere usw. usf. Verstehen kann man die geballte Faust in der Tasche der Naturschützer durchaus, wenn sie draußen vor Ort mit dem Ergebnis der sog. "Umweltpolitik" konfrontiert werden. Entsprechend schlecht sind Naturschützer in der Regel auch auf Umweltschützer zu sprechen. Abgrenzung und Konzentration auf die eigentlichen Aufgaben heißt denn auch die Devise, die sich im Programm des DNT wiederspiegelt.

Nach Exkusionen am Sonntag und Montag beginnt der eigentliche Naturschutztag am Dienstag, den 7.5.96 mit 3 Einführungsvorträgen: "Eigentum und Entschädigung", "Braucht Naturschutz Landwirtschaft?" und "Wie verständlich ist Naturschutz?" Die Anfangsvorträge am Mittwoch und Donnerstag sind der Suche nach "Leitbildern für Ballungsräume" bzw. "für die freie Landschaft" gewidmet. An diesen beiden Haupttagen finden auch die Arbeitskreise und Workshops statt.

Die Themen spiegeln die Inhalte der Eingangsreferate wider: Eigentum und Entschädigung, Naturschutzleitbilder, Biodiversität, Zukunftsfähiges Deutschland, Naturschutzkultur, Erscheinungsbild des Naturschutzes usw. Am Freitag schließt der DNT nach der Zusammenfassung der Ergebnisse aus den AKs um 12 Uhr mit einer Pressekonferenz. Wichtigster AK für alle ÖkopädagogInnen ist der AK 6 "Was leisten Naturschutzakademien für die Bildung?" Genauso wichtig wäre die Frage: Was leisten die (Umwelt-)Bildungszentren für den Naturschutz? War es denn nicht früher einmal Anliegen aller Umweltzentren, wie immer sie sich auch nennen mögen, neben der Pädagogik auch "echten" Naturschutz zu betreiben? Gab es nicht viele Jugend- bzw. Fachgruppen (vor allem im Osten), die sich mit Vehemenz und Bravour für die Natur ins Zeug legten? Wo sind sie nur geblieben? Ein schwieriges Kapitel tut sich hier auf: UmweltpädagogInnen, die angeblich oder wirklich mit ihren Zöglingen die heile Natur zertrampeln, in Teichen wild herumkeschern, Vögel verscheuchen und somit den Unmut der Naturschützer hervorrufen. Naturschützer, die nicht in der Lage sind, ein positiv-besetztes Bild an die Jugend zu vermitteln und deshalb selbst auf der "Roten Liste" der vom Aussterben bedrohten Spezies stehen. Wir sollten und müssen darüber reden. In Theorie und Praxis - und in aller Feundschaft. Die ANU wird deshalb ihre Jahrestagung 1996 im Anschluß an den DNT abhalten und ruft bereits jetzt zur Teilnahme am DNT auf. Geplant ist eine etwas längere ANU-Versammlung am Freitag Nachmittag (ca. 14 bis 22 Uhr), um einmal ausführlicher über wichtige Themen im Verband gemeinsam reden zu können. Neben der Veranstaltung im CCH ist auch ein bunter Markt mit Spiel und Spaß auf dem Rathausmarkt im Herzen Hamburgs geplant, wenige Meter neben dem Jungfernstieg und der Alster. Direkt vor dem Sitz der Parlamentarier - in der ersten Reihe also - sollte es doch genug Gelegenheiten zu witzigen und geeigneten Aktionen Anlaß geben. Gemeinsam mit der DGU wird die ANU voraussichtlich mit einem eigenen Zelt vertreten sein, in dem sie zeigen kann, "was in ihr steckt": Naturerleben mit Tieren, spielerische Umsetzung des Themas Natur, die Verwendung von Computern und anderer Geräte in der Umweltpädagogik, selbsterdachte Materialien und aktionsgeladene Methoden - everything goes! Für alle, die sich im ANU-Zelt präsentieren wollen, wird in einer der nächsten ökopädNEWSAusgaben ein Infoblatt beiliegen, das ausgefüllt zurüchgeschickt werden soll. Die Koordination liegt in den Händen der ANU Hamburg, Anfragen bitte an die unten angegebene Adresse richten. Ein Faltblatt mit Programm des DNT sowie Hinweisen zur Zeltstadt auf dem Rathausmarkt wird voraussichtlich Ende des Jahres fertig sein und dann verschickt werden. Geplant ist auch die Anerkennung des DNT als Bildungsurlaub - also schon jetzt diese Tage im Kalender anstreichen und beim Arbeitgeber beantragen. Termin vormerken!!!

Kontakt: ANU Hamburg, Jürgen Forkel-Schubert, Umweltzentrum Karlshöhe, Tel: 040/6402019, Fax: 6402093