Kind und Natur - Die Bedeutung der Natur für die psychische Entwicklung

Ulrich Gebhard
Kind und Natur - Die Bedeutung der Natur für die psychische Entwicklung
Westdeutscher Verlag, 1994, DM 49,80

Inhalt: Angesichts der globalen ökologischen Krise stellt sich die Frage, in welchem materiellen und biologischen Umfang der Mensch als Teil der Natur eben an diesen Zustand der Natur gebunden ist. Gebhard geht es um die psychologische Seite dieses Phänomens. Er versucht die Frage zu beantworten, welche Bedeutung "Natur" im Leben und Erleben von Kindern bis etwa zur Pubertät hat. Hierzu werden theoretische Annahmen - vor allem aus der Psychoanalyse -, Befunde, Beobachtungen und Befragungsergebnisse ausgewertet und in Zusammenhang gebracht. Gebhard verwendet bislang wenig bekannte Forschungsergebnisse und verknüpft sie mit eigenen Untersuchungen. Spannend und auch für Laien verständlich sind seine Gedanken, z.B. über das anthropomorphe Denken bei Kindern ("Johann, der Spitzwegerich"), das er nicht nur als ein (manchmal unangemessenes) Verständnis von Naturphänomenen sieht, sondern auch als emotionale Beziehung, die Bedingung für die Erkenntnis von Natur ist. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit der Notwendigkeit von Naturerfahrungen, Tierquälerei und Therapie mit Tieren, Angst und Ekel vor Tieren und der emotionalen Bedeutung von Pflanzen.

Beurteilung:
Längst überfällig und bitter notwendig sind seine Reflektionen über Kind und Tod, die das kindliche Todesverständnis thematisieren und kindliche Formen von Trauer aufzeigen.

Diese Ausführungen dienen der Erklärung kindlicher Vorstellungen und Verarbeitungsformen der Umweltzerstörung, wobei Gebhard sowohl empirische Daten als auch eigene Studien vorstellt. Am Ende zeigt der Autor auf, daß Kinder sehr wohl deutliche Hinweise über die seelischen Folgen erlebter Naturentfremdung widerspiegeln. Das Anliegen des Buches ist es, über diese Signale nachzudenken. Für alle, die mit Kindern in der Natur arbeiten, sollte dieses Buch zur Standardlektüre werden.