Die "Schatzkammer der Erde" besichtigen

Bei der Verbindung von Regenwald und Klimaschutz wurde lange nur die globale Funktion der „Grünen Lunge“ in den Vordergrund gestellt. Doch die Zusammenhänge sind viel komplexer, wenn Rohstoffförderung und Konsum einbezogen werden. Aktuelle Projekte der Bildung für nachhaltige Entwicklung für Kinder und Jugendliche zeigen dies eindrücklich. Drei Praxisbeispiele hat das Ökoprojekt MobilSpiel e.V. in München im Oktober auf dem Netzwerktreffen Umweltbildung vorgestellt.

Gemeinsam ist den Projekten zu Regenwald und Klimaschutz ihre praxisorientierte Herangehensweise. Ob durch Atmosphäre, erlebte Regenwaldaspekte, das Fühlen und Riechen von (Roh-)Stoffen oder bekannte Alltagsprodukte: Stets geht es darum, die Verbindung zwischen dem weit entfernten Ökosystem Regenwald und dem eigenen Leben hier in Europa erfahrbar zu machen. Erst nach dieser Sensibilisierung folgt die Übertragung auf das eigene Konsumverhalten. Es mündet in das Hinterfragen des Lebensstils und das Aufzeigen möglicher Alternativen: das nachhaltige Handeln.

Regenwaldschutz und Weltklima

Ökoprojekt MobilSpiel bietet mit dem Bildungsprojekt „Schatzkammer der Erde – Regenwald und Klimaschutz / Vielfalt pflanzen – hier und anderswo“ ein Konzept für Schulklassen und Ferienprogramme an. Es ist in die seit 1997 bestehende Partnerschaft Münchens mit dem Volk der Asháninka aus dem peruanischen Regenwald eingebettet (siehe auch Blickpunkt S. 42). Vier aufeinander aufbauende Module („Achtsamkeit üben“, „Regenwaldaspekte erleben“ etwa bei Spiel- und Bastelaktionen, „Erlebtes übertragen“, „Handlungsmöglichkeiten erproben“ etwa durch Baumpatenschaften oder eine Pflanzaktion) ermöglichen den TeilnehmerInnen Zugänge über eigene Emotionen. Im künstlerisch gestalteten Aktionspavillon findet sich Raum für Kreativität. Zu Beginn werden Aspekte angesprochen, die persönliche Erfahrungen und Erlebnisse mit Facetten des Regenwalds verbinden. Mit den „Infos aus dem Einkaufskorb“ wird der eigene Konsum von Produkten wie Handys, Zahnstochern oder Kakao mit dem Regenwald verbunden. Mit einer Baumpatenschaft (5 Euro für 5 Bäume in Peru) wird der Bogen zum Volk der Asháninka gespannt.

Das Konzept und die methodischen Herangehensweisen wurden mit der peruanischen Künstlerin Mirtha Monge entwickelt und in Zusammenarbeit mit der Kunstpädagogin Maximiliane Baumgartner umgesetzt. Zu dem Projekt ist mit Unterstützung des Umweltreferats der Stadt München das Handbuch „Regenwaldschutz und nachhaltige Lebensweisen in Europa – Aktionen mit Kindern und Jugendlichen“ erschienen.

Betroffenheit erzeugen: „Reise in den Regenwald“

Ein Projekt des Abenteuerspielplatzes Haus am Schuttberg e. V. richtet sich an die Jahrgangsstufen 3 und 4. Bei der sinnlichen Vermittlung des Themas gehen die Akteure noch einen Schritt weiter: Geräusche und Gerüche sowie Tastobjekte, die in Boxen herumgereicht werden, schaffen eine Regenwaldatmosphäre. Ziel ist es, möglichst alle Regenwaldaspekte greifbar und verständlich zu machen. So verdeutlicht etwa das eine Tortenstück, auf dem sich 80 Prozent des Tortenbelags befinden, den Anteil der weltweiten Artenvielfalt, der in Regenwaldgebieten zu finden ist. Die Kinder zeichnen Regenwaldtiere und ahmen sie mit Geräuschen und Bewegungen nach: Bekannte Arten nach Vorlage, Fantasietiere stehen für die noch unerforschten, aber im Regenwald vermuteten Arten. Eine Fantasiereise in den Regenwald erzeugt Betroffenheit, Bäume werden abgeholzt, die Tiere verlieren ihren Lebensraum. Im Anschluss philosophieren die TeilnehmerInnen über ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten, z. B. Recyclingpapier mit Blauem Engel zu nutzen.

Produkte aus dem Regenwald

Mit einem dritten Beispiel wurde ein Projekt aus dem Bereich Globales Lernen vorgestellt. Es wird vom Programm „Bildung trifft Entwicklung“ (BtE) angeboten und knüpft direkt an das Grundkonzept des Globalen Lernens und dessen drei Kompetenzfelder an: Die Subjekt-, Sach- und Werteorientierung des Globalen Lernens entspricht in der praktischen Umsetzung drei Ecken einer begehbaren Weltkarte. In Gruppenarbeit galt es zunächst, rohstofffördernde Länder auszumachen und ihre Namen zuzuordnen. Dabei handelte es sich durchweg um tropische Länder mit Regenwaldvorkommen. Im zweiten Schritt mussten Alltagsprodukte vom Rand der Karte auf den vermuteten Herkunftsländern der Rohstoffe platziert und Verbindungen zu den konsumierenden Nationen hergestellt werden.

Fazit: Mehr als Sauerstoff

Unterschiedliche Schwerpunkte der Projekte – mal politisch-konsumorientierter, mal sinnlich-kreativ – ändern nichts an derselben Botschaft: Regenwaldschutz steht auch in der Verantwortung jedes Einzelnen. Viele der von uns verwendeten Produkte enthalten Bestandteile aus dem Regenwald. Angefangen bei Holz, Samen oder Früchten über Futtermittel für hierzulande gehaltene Tiere bis hin zu Bodenschätzen aus Regenwaldnationen. Somit ist auch jeder angehalten, seinen Konsum zu überdenken sowie sich über Handlungsmöglichkeiten und -alternativen zu informieren.

www.oekoprojekt-mobilspiel.de

www.hausamschuttberg.de

www.bildung-trifft-entwicklung.de