Energieeffizienz - Bildung trägt zum Klimaschutz bei

In der schulischen- und außerschulischen Bildungslandschaft ist neben dem allgemeinen Begriff "Umweltschutz" seit Jahren auch der Begriff "Energiesparen" fest verankert. Zwischenzeitlich wird "Energiesparen" aber als etwas Langweiliges, Altbackenes oder sogar Einschränkendes gewertet und mit dem Verlust von Lebensqualität gleich gesetzt.Verschiedene Bildungsansätze zeigen, dass das nicht sein muss.

Statt Energiesparen sollte verstärkt Energieeffizienz in den Mittelpunkt der Bildungsarbeit gerückt werden. Energieeffizienz ist der Versuch, die Energieverluste klein zu halten, also möglichst viel Nutzenergie aus der eingebrachten Energie zu gewinnen, die man in ein Gerät oder eine Energiewandlungskette steckt. Er bezeichnet aber auch den entscheidenden Bedeutungswechsel: Weg von Verzicht wegen immer weniger verfügbarer Energie und hin zu gleichem oder sogar mehr Komfort trotz geringerem Energieverbrauch.

Energieerleben in Kindertagesstätten

Kinder im Kindergartenalter können komplizierte Sachverhalte wie Energiekosten, Energieerzeugung und Umweltbelastung noch nicht verstehen. Sie begreifen aber schnell, dass Wasser, Wärme und Strom unseren Alltag in vielfältiger Weise angenehmer machen. Daher kann schon mit Kindern ein verantwortungsvoller Umgang mit Energie eingeübt werden.Wenn Kinder mit eigener Muskelkraft auf dem Energie-Erlebnisfahrrad eine Lampe zum Leuchten oder einen Kassettenrecorder zum Spielen bringen, dann wissen sie, was sich hinter dem Begriff "Energie" verbirgt. Kinder lernen besonders durch das, was ihnen vorgelebt wird. "Richtig leben" heißt deshalb ein Projekt der Nordelbischen Kirche und der S.O.F. Save Our Future - Umweltstiftung in Schleswig-Holstein und Hamburg. Das Projekt bearbeitet die Ziele der Agenda 21 indem es sich mit ganz alltäglichen Themen wie Kleidung, Frühstück oder Spielzeug beschäftigt und die Kindertagesstätte zu einem ökologischen Lernort umgestaltet.Während die Kinder in einer Mitmachaktion "Energie erleben", werden den ErzieherInnen in einer Teamfortbildung die Zusammenhänge zwischen globaler Erwärmung, Treibhauseffekt, Energieverbrauch und Klimaschutz vermittelt und aufgezeigt, wie jeder einzelne seinen Beitrag leisten kann.

Energieprojekte in Schulen

Es gibt viele bekannte Projekte wie in Schulen Energie effizienter eingesetzt und eingespart werden kann, darunter fifty/fifty aus Hamburg, Heizen mit Köpfchen oder Denk dran, Licht aus! Besonders pfiffig ist das Projekt des Wuppertal Instituts "100.000 Watt-Solar-Initiative" für Schulen in NRW, das den Bau größerer Photovoltaik-Anlagen mit Maßnahmen zum Energiesparen in einem Gesamtpaket kombiniert. Die extra gegründete Solar&Spar Contract GmbH installiert an Schulen pro Schüler 50 Watt solare Stromerzeugung und spart zugleich 50 Watt bei der Beleuchtungsleistung. Es werden also pro Schüler insgesamt 100 Watt Leistung an herkömmlicher Stromerzeugung hinfällig. Bei Schulen mit etwa 1000 Schülerinnen und Schülern kann so pro Schule eine 100.000 Watt-Solar-Initiative umgesetzt werden.Um die Gesamtinvestition zwischen 500.000 und 1.200.000 Euro aufzubringen, beteiligen sich Lehrer, Schüler, Eltern oder interessierte Bürger mit ihrem Kapital als stille Gesellschafter und erhalten eine jährliche Gewinnausschüttung.

Die eingesparte Energiemenge lässt sich aber nicht nur in Euro darstellen.Wird sie in Kohlendioxid-Äquivalente umgerechnet, kann der Klimaschutzeffekt besser verdeutlicht werden. Da weltweit der Energieverbrauch und die Klimaauswirkungen ungleich verteilt sind, starten manche Schulen sogar Projekte zum Einsatz erneuerbarer Energien bei ihrer Partnerschule in einem Entwicklungsland.

Energiemanagement in der Berufschule

Die Höhere Lehranstalt für Umwelt und Wirtschaft in Yspertal in Österreich bietet eine einzigartige Ausbildung durch die Kombination von Umwelt und Wirtschaft und die Förderung des Bewusstseins auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. Neue Lehrinhalte werden als praxisbezogener Projektunterricht angeboten und durch integrierte Managementsysteme in den Bereichen Umwelt, Energie, Qualität, Sicherheit und Wohlfühlen begleitet. Die gesamte Schule versucht so gut wie nur möglich ein "nachhaltig wirtschaftender" Betrieb zu sein. Es werden nur ausgewählte ökologisch produzierte Waren aus regionalen Betrieben eingesetzt. Nach 5 Jahren kann mit Reife- und Diplomprüfung abgeschlossen werden.

Außerschulische Klimabildung

Im außerschulischen Bildungsbereich sind Ansätze zur Energieeffizienz noch nicht so ausgeprägt. Immerhin sind viele Schullandheime, Jugendherbergen,Umweltzentren und Häuser freier und kirchlicher Bildungsträger bereits mit regenerativer Energieerzeugung und effizienter Energienutzung ausgestattet. Häufig bieten sie in Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren wie Solarinitiativen oder Handwerkern und Ingenieuren Informationen und Fortbildungen an, wie Energie nachhaltig erzeugt und genutzt werden kann. Ein erfolgreiches Projekt vom letzten Jahr war die Klimastaffel. Zu Fuß, per Rad, mit der Bahn oder dem Schiff machten sich die Teilnehmer ab 10.Mai 2004 jeweils auf ein Teilstück des Weges von Kiel durch alle Bundesländer bis nach Bonn, wo sie am 1. Juni auf der Internationalen Konferenz für Erneuerbare Energien - der "renewables 2004" - erwartet wurden und einen Staffelstab an Bundesumweltminister Trittin übergaben. Besonders viele Schulen engagierten sich an diesem Projekt des Klimabündnisses der Städte. Einige spendeten sogar die Einspeisevergütung aus ihrer Solaranlage, um indigenen Gemeinschaften in abgelegenen Amazonasgebieten zu ermöglichen, solarbetriebene Funkgeräte anzuschaffen.

<i>Matthias Kretschmer, Jürgen Forkel-Schubert</i>

Matthias Kretschmer ist ANU-Experte für Energie und Sprecher der AG Energie

Kontakt: AG-Energieanude

Weiterführende Informationen: CD-ROM "Umsteigen in die Zukunft - Energie als Thema einer Bildung für nachhaltige Entwicklung"

Bezug: ANU Niedersachsen/Bremen,2002, 5,- EUR, Fon +49/511/16 84 76 65, E-Mail niedersachsenanude

www.kinder-tun-was.de/mitmachen/energie-erleben1.php

www.solarundspar.de/

www.hamburger-bildungsserver.de/klima/fifty-fifty/

www.hlaysper.ac.at/