Das Projekt Fabikli – Fassadenbegrünung und Biomasseverwertung für Klimaschutz an Schulen

Das Projekt „FaBiKli – Fassadenbegrünung und Biomasseverwertung für Klima­schutz an Schulen“ des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU) e.V. und der Technischen Universität Berlin (TUB) vereint aktiven Klimaschutz mit Bildungsarbeit und setzt den Fokus auf Klimaanpassung städtischer Schulgebäude.

Im Rahmen des durch die Nationale Klima­schutzinitiative (NKI) des Bundes­minis­te­riums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und des Naturschutzamtes Char­lottenburg-Wilmersdorf geförderten Projek­tes FaBiKli wurden in den vergangenen Jahren für die drei Berliner Schulen Heinz-Berg­gruen-Gymnasium, Gottfried-Keller-Gym­nasium und Schiller-Gymnasium in Char­lottenburg-Wilmersdorf innovative Fa­ssa­den­begrünungssysteme ent­wickelt. Zu­sam­men mit den Schüler*in­nen und Lehr­kräften wurden sie umgesetzt und die Vorteile für Klimaschutz und -anpassung erkundet. Das UfU arbeitet im FaBiKli-Pro­jekt gemeinsam mit der TUB an möglichen Verwertungs­szenarien der Biomasse und deren päda­gogischer Aufbereitung. Bio­masse muss nicht nur horizontal auf landwirtschaftlichen Feldern entstehen. Tat­sächlich gibt es innerhalb von Städten unglaublich viele ungenutzte Flächen, für die es sonst keine Verwendung gibt: Haus­fassaden. Die Natio­nale Bio­masse­strategie (NABIS)1 des Bun­des­ministeriums für Er­näh­rung und Land­wirtschaft (BMEL) verfolgt das Ziel, Biomasse nachhaltig zu produzieren und zu nutzen. In Deutschland wird Biomasse bereits in verschiedenen Anwendungen ge­nutzt (z.B. Biogas für die Energieerzeugung oder Holzproduktion für die Baubranche) und die Nachfrage wird voraussichtlich weiter steigen. Im FaBiKli-Projekt dienen Hopfen (Humulus lupulus „Hallertauer Tradition“) und Feuerbohne (Phaseolus coccineus) als Gebäude­be­grünung. Diese Rankpflanzen wachsen gerne in die Höhe, weshalb sich Haus­fassaden ideal für deren Anbau eignen. Wenn es gelingen würde, diese vielen Flächen zur Biomasse­produktion zu nutzen, hätte dies enorme Vorteile: Die Biomasse wird auf sonst ungenutzten Flächen pro­duziert und ent­lastet den horizontalen Flächenanbau zugunsten der Nahrungs­mittelproduktion. Denn Energiepflanzen­an­bau steht bisweilen meist in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmittelpflanzen. Außer­dem wären die Transportwege gerin­ger, wenn man die Energieerzeugung auch in der Stadt etablieren würde.

Innovative Rankhilfen

Für die Fassadenbegrünung hat die TUB eine spezielle Technik entwickelt. Die Pflanzen wachsen aus Hochbeeten oder aus bestehenden Beeten an Rankhilfen die Fassade hinauf. Dadurch, dass die Rank­hilfen von der eigentlichen Fassade getrennt sind, wird die Fassade selber nicht be­schä­digt. Die Pflanzen können von unten bewässert und geerntet werden, sodass keine Hebebühnen oder Leitern notwendig sind. Es werden außerdem einjährige Pflan­zen genutzt, was einerseits im Sinne des Brandschutzes einfacher umsetzbar ist. Andererseits ist das jährliche Pflanzen und Ernten ein zentraler Bestandteil für die Bildungsarbeit. Es wurden ebenfalls auto­matische Regenwasserbewässerungen in­stalliert, um das ansonsten in die Kana­lisation eingeleitete Regenwasser aus den Fallrohren abzufangen und für die Pflanzen zur Verfügung zu stellen. Das Besondere an dem System der TUB sind die Hanfseile, die den Pflanzen als Rankhilfen dienen. Sie sind besonders umweltfreundlich und ver­helfen dem System zu einer – mit her­kömm­lichen Fassadenbe­grünungssys­te­men ver­glichenen – sehr guten Ökobilanz.

Fächerübergreifendes Lernen

Durch die Integration des FaBiKli -Projekts in den Unterricht können Schüler*innen nicht nur ihr Wissen über Klimaschutz und Nachhaltigkeit erweitern, sondern auch praktische Erfahrungen sammeln und sich aktiv für Klimaschutz und -anpassung an ihrer Schule einsetzen. Gemeinsam erforschen wir, wie grüne Hausfassaden unsere Städte resi­li­enter machen. Ein Bezug zu den einzelnen Unterrichtsfächern und dem Lehrplan lässt sich dabei gut herstellen.

Klimaschutz und -anpassung
Im Biologieunterricht ziehen die Schüler*innen die Bohnenpflanzen für die Fassadenbegrünungen vor und untersuchen in Keimungsversuchen, ob ein möglicher Schadstoffgehalt von Regenwässern von verschiedenen Dachflächen einen Einfluss auf Keimfähigkeit und Wachstum hat. Wir pflanzen gemeinsam, beobachten und messen die Pflanzen beim Wachsen.

Biomasseverwertung
Die Schüler*innen werden in die wissen­schaftliche Arbeit mit eingebunden: Im Che­mie­unterricht wird die geerntete Biomasse gewogen und die Trockenmasse der Pflan­zen in der TUB bestimmt, um Aussagen zur Verwertung als Energiepflanzen zu treffen. Der Eng­lisch-Leistungskurs begleitet diesen Ausflug in die Labore der Technischen Universität, um den Versuch zu doku­men­tie­ren. Des Weiteren lernen die Schüler*innen in Kompostierversuchen den Einfluss ver­schie­dener Parameter auf die Dekompos­tierung von pflanzlichem Material kennen. Durch die Einbindung in die Biomasse­ver­wertung wird ihnen nachhaltige Kreislauf­wirt­schaft begreifbar gemacht.
Auf dem Schulhof, im Schulgarten und an der Fassadenbegrünung werden Pflanzen- und Tierarten kartiert und beschrieben (Biodiver­sitätskartierung). Eine Recherche­arbeit zeigt die Zusammenhänge innerhalb der Ökosysteme, also die symbiontischen oder parasitären Beziehungen der Pflanzen- und Tierarten. Ein Beispiel für eine Sym­biose ist die Kooperation zwischen Knöllchen­bakterien und Bohnenpflanze. Knöllchenbakterien siedeln sich an den Wurzeln der Bohnenpflanze an und machen den Stickstoff aus der Luft für die Bohnen­pflanze verfügbar. Die Bohnenpflanze gibt über ihre Wurzeln organische Kohlenstoff­verbindungen an die Knöllchenbakterien ab, die sie zum Überleben brauchen. Eine weitere Recherche verdeutlicht die Öko­system­dienstleistungen, die Pflanzen und Tiere den Menschen bieten, wie z.B. Nah­rung, Energie, Kleidung oder die Bereit­stellung von Rohstoffen für Bau- oder Dämm­stoffindustrie. Im Kunstunterricht wird das Thema Biodiversität aufgegriffen und die Pflanzen, ihre Blüten und Bohnen gezeich­net.

 Online Kurse
FaBiKli Online-Kurse sind kostenlos über die UfU-Webseite abrufbar. Sie vermitteln die Themen Ökologie, Energie und Klima­krise den Klassenstufen 7-11 in 90-minü­tigen Kursen, die zum eigenständigen Han­deln befähigen.

Bildungsmaterial zum Download und Infos zur Nutzung der frei verfügbaren Online-Kurse unter:
www.fabikli.de/material

  

Autorinnen und Kontakt:

B.Sc. Maike Günther, Unabhängiges Institut für Umweltfragen e.V.
Studentische Mitarbeiterin
maike.guentherufude
und
Dr. Swenja Rosenwinkel, Unabhängiges Institut für Umweltfragen e.V.
Projektleiterin FaBiKli
swenja.rosenwinkelufude

 

Weitere Informationen:
www.fabikli.de