Kommunaler Klimaschutz als Lernfeld in der Schule

Bildung ist der zentrale Schlüsselfaktor für lokale wie globale Gestaltungsprozesse. Auch Schulen müssen verstärkt Kompetenzen von Jugendlichen für eine gelingende Entwicklung der Weltgesellschaft und die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen fördern, die lokale Ebene bietet hier gute Chancen für partizipative Prozesse. Das Energie- und Umweltzentrum am Deister hat sich des Themas angenommen und erarbeitet neue Ansätze zur Beteiligung von SchülerInnen.

Wie können Schüler und Schülerinnen motiviert werden, sich aktiv für den lokalen Klimaschutz zu begeistern? Auf die Lebenswelt von jugendlichen SchülerInnen der Sekundarstufe 1 und 2 bezogene Fragestellungen finden sich nämlich in den offiziell verwendeten Schulbüchern der Schulbuchverlage kaum, obwohl die länderspezifischen (Kern-)Lehrpläne durchaus Freiräume aufführen. Zu diesem Ergebnis kamen die PädagogInnen des Energie- und Umweltzentrums am Deister (e.u.[z.]).

Hier besteht also ein noch zu hebendes Potenzial, Schulen für den Stadtraum, das Quartier oder den ländlichen lokalen Raum zu öffnen und die „Lebensrealität“, zum Beispiel mit entsprechend anregenden Fragestellungen, im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) aufzugreifen. Schule als Institution muss mehr als bisher bereit sein, sich der Dynamik von Prozessen zu stellen und aus dem klassischen Lehr- und Lernalltag „herauszutreten“. Freiräume hierfür sind meist nur in bestimmten Formaten gegeben, zum Beispiel im Rahmen von Projektwochen oder Arbeitsgruppen, die sich auch relevanten Fragestellungen, die die Jugendlichen bewegen, öffnen können.

Jugendliche als Partner wahrnehmen

In einzelnen partizipativ angelegten Projekten – zum Beispiel „Pimp your town“ von Politik zum Anfassen e.V. oder „SOKO Klima“ vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen – wurde und wird bewiesen, dass SchülerInnen durchaus Lust auf Schule haben können. Alle Ansätze, die diese Motivation hervorrufen, nehmen die SchülerInnen als kompetente Partner innerhalb eines Beteiligungsprozesses wahr, die ihre in der Schule erworbenen Fachkenntnisse in den Gestaltungsprozess ihres Lebensumfeldes aktiv einbringen wollen (und können!). Aufgrund ihres Projektcharakters sind diese Prozesse allerdings nur zeitlich begrenzt und punktuell, sie beziehen sich nicht auf eine ausgebildete Struktur innerhalb und außerhalb der Schule. Hinzu kommt, dass SchülerInnen häufig nur als Adressaten von kommunalen Aktivitäten gesehen werden, etwa im Rahmen von schulischen Energieeinsparprogrammen auf Nutzerebene. Schon bei der Erstellung integrierter kommunaler Klimaschutzkonzepte werden als relevante „stakeholder“ meist nur Erwachsene einbezogen – die Gruppe der SchülerInnen findet sich darunter nur in Einzelfällen wieder. Betrachtet man die sachbezogene Zusammenarbeit zwischen den möglichen Partnern eines Bildungsprozesses auf kommunaler Ebene, so ist man überrascht über die meist herrschende Unkenntnis zwischen den Beteiligten. Häufig fehlt das für eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Schulen, Kommunen und außerschulischen Bildungspartnern nötige Wissen voneinander, sowohl in Bezug auf die Themen und Inhalte als auch auf die möglichen Formate einer Kooperation.

Projekt „Lernfeld Kommune für Klimaschutz“ (LeKoKli)

Bringt man die verschiedenen Organisationen und Personengruppen zusammen, so eröffnen sich häufig verschiedene Anknüpfungspunkte für gemeinsame Projekte, die vorher nicht möglich schienen. So können zum Beispiel bei der Überarbeitung eines lokalen Verkehrswegeplanes auch die Interessen der Jugendlichen einbezogen werden. In dem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der Stiftung Umwelt- und Entwicklung NRW sowie der niedersächsischen BINGO-Umweltstiftung geförderten und in Kooperation mit der ANU durchgeführten Projekt „Lernfeld Kommune für Klimaschutz“ (LeKoKli) des e.u.[z.] wird diese Zusammenarbeit erprobt. In ausgewählten Kommunen in den beteiligten Bundesländern wird in sogenannten „Reallaboren“ versucht, einen „lebensnäheren“ Unterricht zu initiieren. Auf kommunaler Ebene sind unter anderem KlimaschutzmanagerInnen oder Beauftragte für BNE beteiligt, aus den Schulen SchülerInnen und Lehrkräfte und auch aus nichtschulischen Bildungsinstitutionen sind MitarbeiterInnen beteiligt. In den Reallaboren werden aktuelle kommunale Fragestellungen wie beispielsweise Begrünung und Nutzung von Freiräumen auch aus Sicht der Jugendlichen aufgegriffen. Dieser Prozess wird aktiv von Fachleuten aus dem e.u.[z.] begleitet. Der hier skizzierte Ansatz der Partizipation trägt nicht zuletzt zu einer Förderung und Stärkung bürgerschaftlichen Engagements bei, weil Jugendliche bereits in der Schule motiviert werden, ihre schulisch erworbenen Kompetenzen aktiv in das Gemeinwesen einzubringen.

Dipl.-Päd. Dirk Schröder-Brandi,
Multiplikator für Bildung für nachhaltige Entwicklung,
2. Vorsitzender Energie- und Umweltzentrum am Deister e.V., Springe-Eldagsen,
E-Mail, www.e-u-z.de