Nachhaltiges Wirtschaften lernen - Boom City - Eine Welt im Kleinen

"Boom City" ist ein Bildungsprojekt, bei dem Sechs- bis 12-Jährige lernen, den Handel in einer zunehmend globalisierten Welt kritisch unter die Lupe zu nehmen. Die Kinder untersuchen mit vielfältigen Methoden die Arbeitsbedingungen,

Produktionswege und die Auswirkungen der Globalisierung auf Menschen in verschiedenen Ländern. Dabei finden sie heraus, was der weltweite Handel mit ihrem eigenen Leben zu tun hat und erwerben zugleich Kompetenzen im Umgang mit Geld. Im Rahmen des Spielgeldsystems erleben sie spielerisch, wie nachhaltiges Wirtschaften im Kleinen aussehen kann.

Ziel des Bildungsprojektes war es, Methoden der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu konzipieren und zu erproben, die Kindern spielerisch nachhaltiges Wirtschaften in einer globalisierten Welt erlebbar machen und ihnen Wege aufzeigen, wie der Handel unter den Menschen gerechter und umweltfreundlicher werden kann. Das Projekt, das der Verein Ökoprojekt - MobilSpiel in Kooperation mit dem Spielhaus boomerang in München an sechs Wochen im vergangenen Herbst durchführte, richtete sich an Kinder mit und ohne Behinderungen. Insgesamt nahmen neun Schulklassen teil, darunter drei Förderschulklassen.

Die Wirtschaft erforschen

Vormittags stand für die Kinder aus den Grund- und Förderschulen das Thema Handel in der Einen Welt auf dem Stundenplan. In vier Workshops bearbeiteten sie die Themen Jeans, Banane, Schokolade, Orangen, Fußbälle und Turnschuhe. Dabei recherchierte die Gruppe der WirtschaftsforscherInnen Informationen rund um Produktionsbedingungen, Handelswege und Vermarktung des Produkts und erarbeiteten faire Alternativen, die sie in kleinen Artikeln für die Projektzeitung festhielten. Die SchauspielerInnen entwickelten zwei kurze Theaterstücke rund um faire Löhne in der Einen Welt, Kinderarbeit, Konsum und Fairness und führten diese auf. Die KünstlerInnen gestalteten das Info-Kunstwerk "Handelswege rund um den Globus". Die KöchInnen beschäftigten sich mit regionalen gesunden Gerichten als Alternative zu weltweiten Nahrungsmitteln und kochten eine leckere Kürbissuppe aus ökologischem Anbau. Zum Abschluss präsentierten die Kinder sich gegenseitig ihre Ergebnisse.

Die Regeln des Spielgelds

Im Nachmittagsprogramm lernten die Kinder ein Spielgeldsystem mit Bank und FAIRwaltung kennen. In der Währung "Globis" bezahlten sie für kleine selbst gebastelte Dinge, Leckereien oder Dienstleistungen. In einer Werkstatt stellten einige Kinder aus alten Materialien Gebrauchsgegenstände oder Spielzeug her, das mit dem Fair-Play-Gütesiegel versehen wurde. Andere erlebten in der "Fabrik" am Fließband den Prozess der Arbeitsteilung und erhielten einen fairen Stundenlohn. Kinder konnten auch ein eigenes Gewerbe aufmachen, das ebenfalls den Fair-Play-Kriterien genügen musste. Als ReporterInnen nahmen sie faire Produkte im nahen Einkaufzentrum unter die Lupe und erklärten Kundinnen und Verkäufern, was fairer Handel bedeutet.

Integration im Restaurant Global-Lokal

Die Kinder konnten auch als Angestellte im Restaurant "Global-Lokal" arbeiten. Praktisches Wissen erwarben sie in der Küchenprüfung, die sie vor der Anstellung im Global-Lokal ablegen mussten. Sie bereiteten ökologische und "faire" Leckereien zu, die an der Bar verkauft wurden. Meist übernahmen die Kinder den Barbetrieb in Eigenregie und lernten wirtschaftliches Handeln: Wie viel darf eine Waffel kosten, ohne zu teuer oder zu billig zu sein? Das Global-Lokal kristallisierte sich als wichtiger Treffpunkt im Spielprogramm heraus: Hier konnten die Kinder ihre erworbenen Globis ausgeben und Kontakt aufnehmen mit Kindern anderer Nationalitäten. Das Global-Lokal trug sehr viel dazu bei, eine gemeinschaftliche Atmosphäre zu schaffen.

Boom City stärkt Kompetenzen

Mit viel Begeisterung gingen die Kinder der Frage nach, wie der Handel unter den Menschen fairer und umweltfreundlicher werden kann. Das Spielsystem wurde hervorragend angenommen, die Kinder arbeiteten mit viel Eigeninitiative und der Handel unter ihnen blühte. Das Projekt förderte eine ganze Reihe von Fähigkeiten: Neben dem Wissen über nachhaltiges Wirtschaften in einer globalisierten Welt eigneten sich die Kinder auch Gestaltungskompetenzen an. Sie schärften ihre Teamfähigkeit, indem sie z.B. gemeinsam ein Gewerbe anmeldeten; beim Theaterspiel lernten sie ihre Gefühle darzustellen, aber auch in die Rolle von Menschen zu schlüpfen, deren Lebensbedingungen im Zuge der Globalisierung schlechter geworden sind. Sie übten Inhalte kritisch zu hinterfragen und wiederzugeben. Sie konnten ihre Anliegen im Rahmen des Projekts vorstellen, erlernten sowohl eine gewisse Medienkompetenz als auch den Umgang mit Geld. Bemerkenswert ist, dass die Kinder ihre Bildungsprozesse selbst steuerten: Sie entschieden selber, was sie machen und wie sie es angehen wollten und sie beschafften sich selber die nötigen Informationen dazu.

Das Projekt wird im Herbst 2007 mit neuen Schwerpunkten fortgeführt. Die Wirtschaftsforschung der Kinder soll ausgebaut und die Kooperation mit einem lokalen nachhaltigen Wirtschaftsunternehmen verstärkt werden.

[Steffi Kreuzinger, Kathrin Meister]

Ökoprojekt - MobilSpiel e.V., Steffi Kreuzinger,

Fon +49/89/7 69 60 25, E-Mail oekoprojekt@mobilspiel.de,

www.mobilspiel.de/Oekoprojekt

Spielhaus boomerang/AG Buhlstr. e.V., Kathrin Meister, www.spielhaus.muc.kobis.de