Gelingbedingungen für BNE aus Sicht der Jugend

Die Alumni des internationalen Jugendfreiwilligendienstes „kulturweit“ der Deutschen UNESCO-Kommission gestalteten einen Workshop auf der Abschlusskonferenz der UN-Dekade. Gemeinsam mit ihren Gästen diskutierten sie Ideen, um BNE im Alltag von Jugendlichen zu verankern.

Die „Bonner Erklärung 2014“ ruft dazu auf, die Bemühungen um eine BNE auch nach Dekade-Ende voranzutreiben. Sie misst jungen Menschen dabei eine zentrale Rolle zu.
Alumni des Freiwilligendienstes „kulturweit“ verhandelten im Workshop „Gelingbedingungen für BNE aus Sicht der Jugend“ gemeinsam mit 20 Gästen Strategien für eine bessere Anbindung junger Menschen an Nachhaltigkeitsfragen. Anhand der Themenkomplexe Medien und Bildung, Konsum, Freiwilligendienste und Zivilgesellschaft diskutierten die Teilnehmenden, wie eine BNE im Alltag von Jugendlichen verankert werden kann.
Die Ergebnisse des Workshops sind vielschichtig. So forderten die Teilnehmenden unter anderem, Schulen künftig als Lernorte zu gestalten, in denen lebensnahes Wissen vermittelt und partizipativ erworben wird. Dazu gehört auch ein Bewusstsein für Produktionsbedingungen und -prozesse der uns umgebenden Konsumwelt. Zudem bietet ein derartiges Verständnis von Schule die Chance, Eltern über ihre Kinder an Themen der BNE heranzuführen und das Prinzip des lebenslangen Lernens zu stärken. Darüber hinaus, so machte der Workshop deutlich, werden Strukturen gebraucht, die zur besseren Vereinbarkeit von Ausbildung und ehrenamtlichem Engagement beitragen.


Engagement-Transfer ermöglichen
Für die Workshopteilnehmer kann ein „Engagement-Transfer“ eine solche Möglichkeit bieten: So ist beispielsweise die Anerkennung ehrenamtlicher Tätigkeiten in Form von Leistungspunkten an Hochschulen denkbar. Auch sollten verstärkt Strukturen in den Blick genommen werden, die heute noch nicht im Fokus der BNE stünden. Sportvereine oder Jugendtreffs etwa, die ohnehin bereits über einen hohen Organisations- und Einbindungsgrad verfügen, sind hervorragende Multiplikatoren für Nachhaltigkeitsthemen. Hier könnten BNE-Themen eingespielt und Menschen sensibilisiert werden, ohne dass dafür ein primäres Interesse bestehen muss. Besonders wichtig ist dabei, durch gezielte Impulse Interesse für BNE zu wecken und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. So könnten Jugendliche befähigt werden, untereinander in Sachen Nachhaltigkeit zu vermitteln.
In anderen Bereichen ist eine solche Anbindung schon heute gewährleistet: Insbesondere geregelte Freiwilligendienste nehmen dabei eine Vorreiterrolle ein. Ihre Struktur bietet beste Voraussetzungen für eine gelebte BNE. Die Bildung von Freiwilligen in Themen nachhaltiger Entwicklung und ihre Teilhabe an deren Ausgestaltung ist gesetzlich verankert – im internationalen FSJ ebenso wie bei einem Freiwilligen Ökologischen Jahr in Deutschland. Auch wenn Seminarinhalte nicht ausdrücklich als BNE gekennzeichnet sind, bewegen sie sich doch immer im Dreieck von ökologisch, ökonomisch und sozial verantwortlichem Handeln.


Vernetztes Handeln
Für die Zukunft ist hier eine stärkere Vernetzung der Träger notwendig. Durch programmübergreifende Kooperationen könnten Erfahrungen ausgetauscht, Positivbeispiele kommuniziert und gemeinsam Leitfäden für die inhaltliche und institutionelle Umsetzung von BNE erarbeitet werden.
Neben der gesteigerten Durchlässigkeit von Informationen sollte aber auch eine höhere gesellschaftliche Durchlässigkeit von Freiwilligendiensten angestrebt werden, kamen die Teilnehmenden überein. Menschen sollten ungeachtet ihrer Herkunft Zugang zu Nachhaltigkeitsthemen haben, wozu auch die Möglichkeit zu einem Freiwilligendienst in Deutschland gehöre. Eine solche Entwicklung böte zudem allen Beteiligten die Chance, den eigenen Entwicklungs- und Bildungsbegriff kritisch zu hinterfragen.


Jugendliche als zentrale Akteure der BNE
In den kommenden fünf Jahren schließt das Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ an die UN-Dekade an. Der von der UNESCO entwickelte Zielkatalog sieht junge Menschen als „Change Agents“, die Bildungsprozesse in besonderem Maße vorantreiben und verändern. Auch die Bonner Erklärung 2014 sieht Jugendliche als wichtige Akteure bei der Umsetzung des Aktionsprogramms. Sie sollten künftig mehr Mitsprache in nationalen Gremien und Foren erhalten und ermutigt werden, eigeninitiativ Verantwortung für BNE zu übernehmen. Dazu gehört nach Auffassung der KonferenzteilnehmerInnen auch die Hoheit über das Budget ihrer Projekte.


Netzwerke bilden
Seit 2013 bildet „kulturweit“ in Kooperation mit dem Dekade-Sekretariat der deutschen UNESCO-Kommission engagierte Alumni zu BNE-Teamerinnen und -Teamern aus. Die ehemaligen Freiwilligen werden gemäß dem Drei-Säulen-Modell der BNE nicht nur darin befähigt, Inhalte an andere weiterzugeben, sondern auch Kooperationen mit anderen Organisationen einzugehen. Bis heute wurden 20 Alumni darin geschult, Themen der BNE selbstständig zu vermitteln.
Der internationale Freiwilligendienst »kulturweit« ist ein Projekt der deutschen UNESCO-Kommission und wird in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt durchgeführt. Einsatzstellen befinden sich in deutschen Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie in zahlreichen UNESCO-Nationalkommissionen weltweit. Seit 2009 haben über 1.900 junge Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland mit „kulturweit“ absolviert.


Peter Martin
Deutsche UNESCO-Kommission,
Freiwilligendienst „kulturweit“

www.kulturweit.de