Die ersten zehn Jahre waren ein guter Anfang

Education for sustainable Development is not a walk in the spring“, so eröffnete Akpezi Ogbuigwe aus Kenia eine Diskussion der internationalen Halbzeitkonferenz der UN-Dekade BNE in Bonn. Das Ziel der UN-Dekade, nachhaltige Entwicklung in alle Aspekte von Bildung und Lernen zu integrieren, ist eher ein langer Marsch ohne genaue Wegbeschreibung.

Dass BNE kein Frühlingsspaziergang ist, war allen Beteiligten nach dem euphorischen Auftakt der Dekade beim ZDF in Mainz und der intensiven Arbeit bei der Akteurskonferenz im hessischen Rauischholzhausen deutlich geworden. Das Er- gebnis derUN-Dekade sei „eher durchwachsen“,so Walter Hirche beim Nationalen Runden Tisch. Diese Einschätzung gilt sicherlich auch für Hessen, aber das ist ja durchaus auch ein Zeichen von Qualität.

Einige Schlaglichter auf dem BNE-Weg in Hessen: Die Pilotphase von Leuchtpol wird trotz beziehungsweise gerade auch wegen inhaltlicher Kritik in Hessen engagiert konzipiert und durchgeführt. Über zehn Prozent aller hessischen Kitas wurden er- reicht. Es folgt die wegweisende Mitmachausstellung „Die Kuh im Kühlschrank“ mit ihrem Debüt im Senckenbergmuseum. Auf Landesebene gelingt es, im Elementarbereich BNE im Bildungs- und Erziehungsplan zu verankern. Das „Schuljahr der Nachhaltigkeit“ breitet sich nach einem erfolgreichen Pilotprojekt in Frankfurt inzwischen an den Grundschulen von sechs weiteren Städten und Gemeinden aus. In fünf Regionen hat die ANU mit Unterstützung der „Nachhaltigkeitsstrategie Hessen“ BNE-Netzwerke etabliert. Die Jahresthemen der UN-Dekade werden von den Zentren kreativ aufgegriffen und engagiert umgesetzt. Und schließlich hat sich Hessen eine Idee aus Schleswig-Holstein zum Vorbild genommen und nach einem längeren, erfolgreichen Aushandlungsprozess eine Zertifizierung von BNE-Bildungsträgern ins Leben gerufen. Gewährsträger sind das Kultus-, Umwelt- und Sozialministerium.

Vorangebracht hat uns auf unserem Weg die überall im Land, an den Kitas und an den Schulen lebendige Praxis. Weniger die langfristige strategische Planung, sondern vor allem das vielfältige Durcheinander von Aktivitäten samt Eigensinn und Beharrlichkeit bei Widerständen – und die Frühlingssonne ermutigender Erfolge. Mit viel Geduld ist es der ANU gelungen, zwischen den Akteuren auf unterschiedlichen Ebenen zu vermitteln, eine gemeinsame Sprache zu finden und in einem losen Geflecht Knoten für eine produktive Zusammenarbeit zu knüpfen. Insbesondere in den letzten beiden Jahren bildete sich in Zusammenarbeit mit den Ministerien eine Struktur mit den Umweltzentren als regionale Partner für BNE in Schulen und Kitas heraus. Trotz aller Erfolge ist es aber nicht gelungen, BNE in allen Bereichen der Bildungslandschaft zu verankern, wie zu Beginn der Dekade gefordert. BNE ist noch nicht im Kerncurriculum angekommen, die Bearbeitung der Themen wird teilweise immer noch auf Natur- und Umweltaspekte reduziert und eine institutionelle Förderung von BNE ist ebenfalls noch nicht in Sicht. Mit ein wenig List, Lust und viel Geduld könnte es aber gelingen, in den nächsten zehn Jahren das bisher Erreichte auszubauen und nach dem Frühling den Sommer einzuläuten. Im Rückblick wird die Dekade dann ein guter Anfang gewesen sein.

Michael Schlecht
ANU Hessen

 

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