Kommunaler Klimaschutz. Ein Klimaschutzplan für jede Schule

Rund 2.600 Kommunen haben Grundsatzbeschlüsse zum Klimaschutz gefasst. Die geplanten Maßnahmen reichten von der klimagerechten Stadtentwicklung über Energieeinsparmöglichkeiten bis hin zu kommunalen Energiekonzepten der Zukunft. Hamburg hat ein ehrgeiziges Klimaschutzkonzept verabschiedet und fordert alle Schulen auf, eigene Klimaschutzpläne aufzustellen und umzusetzen.
Bis 2020 will Deutschland seine Treibhausgasemissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Die Bundesregierung erklärte im Februar dieses Jahres, dass mehr als die Hälfte bereits erreicht sei. Weitere Anstrengungen seien nötig: Eine energetische Erneuerung in den Kommunen sei nicht nur aus ökologischen Gründen sinnvoll, sie lohne sich auch ökonomisch. Sie entlastet in der Tat die kommunalen Haushalte, senkt die Kohlendioxidemissionen und unterstützt das örtliche Handwerk und Baugewerbe.

Kommunen handeln beim Klimaschutz
Kleinere Städte und Gemeinden sind oftmals die Vorreiter. Jühnde in Niedersachsen und Freiamt in Baden-Württemberg decken inzwischen ihren Energiebedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen. Das sind durchaus keine Einzelfälle. Bundesweit werden nach Aussage des Bundesumweltministeriums bereits auf rund zehn Prozent der Fläche ausschließlich regenerative Energien eingesetzt.
Andere Kommunen wie zum Beispiel Konstanz setzen sich langfristige Ziele: Bis 2050 will die Stadt ihren Energiebedarf kontinuierlich absenken und die „2000-Watt-Gesellschaft“ realisieren. Der Energiebedarf von 2.000 Watt pro Person und Jahr entspräche einem CO2-Ausstoß von einer Tonne pro Kopf und Jahr – derzeit liegen die jährlichen Emissionen noch bei rund zehn Tonnen.

Soziale Infrastruktur sanieren
Nach Meinung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) tragen die deutschen Kommunen bereits erheblich dazu bei, den Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen zu senken. Gezielte Investitionen in die Wärmedämmung, neue Fenster oder moderne Heizungsanlagen bei den über 40.000 kommunalen Schulgebäuden, 50.000 Kindertagesstätten sowie mehr als 15.000 Verwaltungsgebäuden könnten den Energieverbrauch um weitere 30 Prozent senken.
Die Stadt Hamburg gibt derzeit mehr als 95 Millionen Euro im Jahr für den Energie- und Wasserverbrauch in ihren öffentlichen Einrichtungen aus, bei steigenden Preisen. Hamburg erarbeitete deshalb 2007 ein umfangreiches Klimaschutzkonzept mit über 300 Projekten und stellt hierfür jährlich 25 Millionen Euro bereit. Jedes Jahr wird neu ausgewertet und über Förderungen entschieden. Klimaschutz ist in Hamburg ein wichtiges Instrument der Wirtschaftsförderung und ein Schlüssel zur Sicherung zukunftsfähiger Arbeitsplätze. Bis 2050 will die Hansestadt so eine CO2-Minderung um mindestens 80 Prozent erreichen – vorausgesetzt alle machen mit.

Exportschlager „fifty-fifty“
In Hamburg stehen neben Klimaschutz und Klimafolgenmanagement auch Bewusstseinsbildung und Qualifizierung ganz oben auf der Agenda. Bereits 1993 hatte die Umweltbehörde das äußerst erfolgreiche und bundesweit oft kopierte Projekt „fifty-fifty“ gestartet. Schulen, die durch vorbildliches Verhalten Kosten in den Bereichen Energie, Wasser und Abfall einsparen, können 50 Prozent davon als Prämien zur freien Verwendung behalten, die andere Hälfte fließt in den Haushalt der Stadt zurück.
Obwohl das Projekt inzwischen für alle Schulen verbindlich ist, blieben große Einsparpotenziale ungenutzt. Hier setzt das im letzten Jahr gemeinsam von Bildungs- und Umweltbehörde gestartete Projekt „Klimaschutz an Schulen“ an. Es sieht vor, dass mindestens die Hälfte aller allgemeinbildenden Schulen bis Ende 2012 eigene Klimaschutzpläne erarbeiten. Darin sollen kurz-, mittel- und langfristige Ziele sowie konkrete Maßnahmen für den Schulalltag aufgeführt sein. Die Schulen erhalten Unterstützung durch ein zentrales Klimaschutzteam, das umfassende pädagogische und technische Beratung mit Unterrichtsmaterialien, Fortbildungen und Projekten anbietet. Hamburger Schulen, die einen Klimaschutzplan erfolgreich aufgestellt haben, können das Gütesiegel „Klimaschule“ erwerben.

Schulen setzen eigenen Plan um
Ein Klimaschutzplan enthält pädagogische sowie energie- und gebäudetechnische Ziele, um einen messbaren Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen zu leisten. Schätzungsweise bis zu 20 Prozent des Energieverbrauches können durch „verhaltensbedingte Einsparungen“ wie richtiges Lüften, Licht-aus-Aktionen oder den Verzicht auf Stand-by-Funktionen an elektrischen Geräten erzielt werden. Die Einsparungen fließen zur Hälfte in die Klassenkasse – 2007 waren das landesweit immerhin zwei Millionen Euro! Durch technische Maßnahmen sollen weitere Einsparungen erreicht werden, beispielsweise durch Absenkung der Heizung über Nacht und in den Ferien, bessere Steuerung der Heizungsanlage oder den Umstieg auf regenerative Energien.
Die Maßnahmen sollen von allen Akteuren, also Lehrkräften, SchülerInnen, Eltern und regionalen Partnern, gemeinsam beschlossen und umgesetzt werden. Auf Lehrerseite fungiert eine Person als Klimaschutzbeauftragter – bei den SchülerInnen helfen „Klimadetektive“ oder „Klimaschulsprecher“ das Thema in der Schule zu bewegen. Wenn nötig, holt sich die Schule externe Beratung hinzu, zum Beispiel für einen Energiecheck.
Durch den systematischen Planungsprozess und eine konsequente Bewusstseinsbildung sollen bis 2020 rund 30 Prozent der CO2-Emissionen von Schulen eingespart werden, bezogen auf das Basisjahr 2007. Bis 2050 sollen dann alle Hamburger Schulen komplett klimaneutral wirtschaften.
Das Projekt könnte durchaus zum neuen Exportschlager werden. Das Interesse ist jedenfalls sehr groß: Bereits an der Pilotphase nehmen 23 Schulen teil.

[Jürgen Forkel-Schubert]

Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Cordula Vieth, Hamburg, Tel. +49 (0)40 / 428842340, E-Mail: cordula.vieth@li-hamburg.de
www.li-hamburg.de/klimaschutz

www.dstgb.de
www.klima.hamburg.de