Schulen: Leuchttürme für den Klimaschutz

Kommunen sind die bürgernächste politische Handlungsebene und Experimentierraum für Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Klimaschutz und die Anpassung an unabwendbare Folgen des Klimawandels sind Teil der kommunalen Daseinsvorsorge. Gerade Energiespar-Modelle für Schulen haben für den kommunalen Klimaschutz einen mehrfachen Wert.
Die Bundesregierung hat sich national und international zu konsequentem Klimaschutz verpflichtet und will sich an ihren Klimaschutzzielen messen lassen. Um diese zu erreichen, haben insbesondere die Kommunen einen hohen Stellenwert. Durch integrierte Handlungskonzepte soll der kommunale Klimaschutz gelingen – das umfasst immer auch die Handlungsfelder Bildung, Beratung und Information. In der Tat haben Schulen, Kitas und anderen öffentlichen Bildungs- und Kultureinrichtungen besonders hohe Einsparpotenziale bei Treibhausgasen und Energie.
Darüberhinaus haben diese Einrichtungen in kommunaler Trägerschaft eine starke multiplikatorische Wirkung. Für die Klimaschutzakteure in den städtischen Verwaltungen gelten sie als Leuchttürme auf dem Weg in eine CO2-neutrale Gesellschaft. Insbesondere Schulen sind Laboratorien für tragfähige, nachhaltige Lebensstile von morgen. „Letztendlich stellt sich die Frage, wie weit man die Themen (Energie und Klima, Anm. d. A.) miteinander vernetzt“, erklärt ein kommunaler Energiemanager und zeigt damit eine der didaktischen Herausforderungen des Lernfelds auf.


BNE und kommunaler Klimaschutz
Vielerorts arbeiten BNE-Akteure lokal und regional bereits seit Jahren erfolgreich mit der kommunalen Verwaltung zusammen, wenn Energie und Klima als Lern- und Handlungsfeld für Schulen aufgegriffen werden. Als Bildungspartner schaffen sie eine Vielzahl von BNE- und Umweltbildungsangeboten. Die Palette reicht von Lernwerkstätten und Projektwochen über Aktivitäten mit Praxispartnern wie beispielsweise den kommunalen Energieversorgern, Verkehrs- oder Entsorgungsbetrieben, bis hin zu Lehrerfortbildungen.
Die vielseitigen außerschulischen BNE-Angebote geben Lehrkräften an Schulen Rückhalt in einem komplexen, universellen und spannenden, aber auch dynamischen und von Unsicherheiten durchsetzten Lernfeld. Die in schulischer Energie- und Klimabildung erfahrenen BNE-Partner helfen dabei, Kontinuität in die kommunalen Klimaschutzaktivitäten in Schulen und Kitas zu tragen. Das zeigt sich gerade in Kommunen, die im Klimaschutz fortgeschritten sind und über BNE-Akteure mit etablierten Angeboten verfügen.


Etablierte Praxis
In den vergangenen 20 Jahren hat sich in vielen Kommunen bundesweit das Projektmodell fifty-fifty etabliert, um Schulen Anreize zum Energiesparen zu geben. Der Schulträger zahlt dann 50 Prozent der eingesparten Energiekosten an die beteiligten Schulen aus. Zusätzlich können sich die Kommunen dazu verpflichten, die andere Häflte der zurückbehaltenen Kosten in den Klimaschutz zu investieren.
In einigen Fifty-fifty-Modellen werden Teile der Gelder auch als Prämie an die Hausmeister ausgeschüttet. Sie sind die technischen Schlüsselpartner für energieaktive Schulklassen und Energiespar-AGs, die das Schulgebäude energetisch pflegen und dabei als Lerngegenstand erschließen. Entschließen sich sowohl die Kommunen als auch die SchülerInnen, ihre Gedler in Klima- und Energieprojekte zu stecken, schaffen pädagogische Bildungsprojekte in Schulen mit bis zu 100 Prozent der eingesparten Mittel zusätzliche Beiträge für den kommunalen Klimaschutz.
Aktivitätsorientierte Prämienmodelle
Weiterhin ist es wichtig, den SchülerInnen den Wert des sparsamen Umgangs mit Energie zu vermitteln. Auch wenn das Gebäude bereits durch Maßnahmen zur Verbesserung der Gebäudeeffizienz umgerüstet wurde, wie etwa eine gesteigerte Energieeffizienz durch effektive Wärmedämmung, so können die Gebäudenutzer über den technischen Fortschritt hinaus durch ihr Verhalten zur Energieeinsparung beitragen.
Dann bietet sich ein aktivitätsorientiertes Anreizmodell für Schulen und Kommunen an. Es stuft Prämien anhand der Aktivitätsgrade der Schulgemeinschaften ab. Diese Orientierung fordert die Lehrenden und Lernenden zu Themenvielfalt auf und begünstigt die Mitgestaltung des eigenen Lernprozesses. Von der einfachen Mitwirkung in Energiesparteams, über die Thematisierung im Regelunterricht durch Unterrichtseinheiten und Projekte bis hin zu Aktivitäten außerhalb der Schule sind verschiedene Abstufungen denkbar. Das bietet LehrerInnen zugleich unterschiedlichste Anknüpfungsmöglichkeiten an den Regelunterricht. Das Hinterfragen von vorhandenem Wissen, das kritische Erlernen wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse, Wissenstransfer durch selbstgesteuertes Lernen sowie Empathie und Kreativität bilden didaktische Wegmarken, anhand derer alle schulischen Energiespar-Projekte Handlungs- und Praxisorientierung entfalten. Auch kleine Beiträge wie gemeinsam angeschaffte und gepflegte Hydropflanzen zur Verbesserung der Raumluft sind alltagsnahe Anpassungsbeiträge in der Klimazone Schulraum.

Olaf Rother,
Diplom-Politologe und ehemaliger Mitarbeiter des
ANU Bundesverbandes e.V.