Ökologisches Bauen (Als Bildungsthema) - Nachhaltiger Wohnen

Der wachsende "Speckgürtel" vieler Großstädte zeigt, dass der Wunsch, in einem eigenen Haus im Grünen, aber doch stadtnah zu wohnen, nach wie vor groß ist. Hiermit verbunden ist meist ein massiver Flächen- und Naturverbrauch sowie ein hoher Energie- und Materialumsatz. Die ANU Hamburg vermittelt jungen Menschen seit vielen Jahren durch ihre Bildungsarbeit, dass dies nicht so sein muss

und hat nun die wichtigsten Fakten in einer Broschüre zusammengefasst.

Im Nordosten Hamburgs wurde 1997 auf einer innerstädtischen, bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche eine bundesweit einzigartige Solarsiedlung mit 124 Reihenhäusern als Pilotprojekt realisiert. Vierzig Häuser davon wurden als "Ökologische Siedlung Braamwisch" gebaut. Diese Ökosiedlung grenzt direkt an das Hamburger Umweltzentrum, wo die ANU Hamburg ihre Geschäftsstelle hat und einen Solargarten zum Thema "Sonne und Energie erleben" mit verschiedenen Lernobjekten betreut. Diese Kombination bietet ideale Voraussetzungen zur Vermittlung von Themen wie Solartechnik, zukunftsfähige Wassernutzung, nachhaltige Mobilität oder ökologisches Bauen. Die ANU Hamburg hat daher seit vielen Jahren das Thema ökologisches Bauen und Wohnen in ihr Bildungsprogramm aufgenommen und Angebote für ganz unterschiedliche Zielgruppen entwickelt. In Zusammenarbeit mit den BewohnerInnen der benachbarten Siedlung und der TuTech Innovation GmbH hat die ANU Hamburg nun die wichtigsten Argumente für ökologisches Bauen und Wohnen in der Broschüre "Nachhaltiger Wohnen -Sustainable living" zusammengefasst. In zwei Sprachen, Deutsch und Englisch, wird mit konkreten Zahlen belegt, wie hoch Verbrauchswerte und Kosten sind, wo langfristig finanzielle Einsparungen zu erwarten sind, wie zufrieden die BewohnerInnen sind und worin die Bedeutung für den Klimaschutz liegt.

Nachhaltigkeit konkret erleben

Für Schulklassen gibt es in der Siedlung Braamwisch zahlreiche Möglichkeiten, ökologisches Wohnen hautnah kennenzulernen. So können sie beispielsweise auf einer Fotorallye den Unterschied zwischen Solarkollektoren und Fotovoltaikmodulen erkunden oder durch Interviews herausfinden, ob die BewohnerInnen mit der Wärmeversorgung durch Solarenergie zufrieden sind. Junge Erwachsene, die sich im Rahmen ihres Freiwilligen Ökologischen Jahres mit dem Thema nachhaltige Stadtentwicklung beschäftigen, diskutieren in einem Rollenspiel die Vor- und Nachteile von Komposttoiletten und Carsharing. StadtplanerInnen, Architekten oder Journalisten aus dem In- und Ausland erhalten genauere Informationen über Vorteile der Ökosiedlung im Vergleich zu konventionellen Reihenhaussiedlungen.

Alle Nachhaltigkeitsprinzipien können hier vor Ort nachvollzogen werden: Das Effizienzprinzip wird am Beispiel der guten Wärmedämmung erkennbar; das Konsistenzprinzip, also die Orientierung an den Kreisläufen der Natur, lässt sich am Beispiel der Reinigung der Siedlungsabwässer in einer eigenen Schilfbeetkläranlage darlegen. Die Nutzung wasserfreier Komposttoiletten spart dabei nicht nur Trinkwasserkosten, sondern auch Abwassergebühren. Während ein durchschnittlicher Hamburger rund 110 Liter pro Tag verbraucht, liegt der Wert in der Ökosiedlung bei nur etwa 50 Liter. Das Substitutionsprinzip, bei dem schädliche gegen umweltfreundliche und gesundheitlich unbedenkliche Stoffe ausgetauscht werden, ist durch die Verwendung ökologischer Baumaterialien und Farben leicht zu vermitteln. Und das Suffizienzprinzip mit seinem Hinlänglichkeitsanspruch wird erkennbar, wenn beispielsweise statt Einzelgärten offene Gemeinschaftsflächen allen BewohnerInnen zur Verfügung stehen oder wenige Parkplätze durch Carsharing-Autos gemeinsam genutzt werden.

Vorurteile abbauen

Es ist ein wichtiges Ziel der Bildungsarbeit der ANU, Vorurteile gegen ökologisches Bauen durch authentisches Erleben vor Ort abzubauen. Zugleich wird aufgezeigt, welchen großen Beitrag es zum Klimaschutz leistet. Im Gegensatz zu Einzelhäusern mit einer eigenen Solaranlage wurde in Karlshöhe das Prinzip der "solaren Nahwärmeversorgung" gewählt. Das bedeutet, dass alle Häuser gemeinsam einen großen solargeheizten Wasserspeicher nutzen. Allerdings konnte das ehrgeizige Ziel, das gesamte Neubaugebiet zu 50 Prozent mit Sonnenwärme zu versorgen, nicht erreicht werden. Gründe für den geringeren solaren Deckungsgrad mit nur rund 30 Prozent liegen in technischen Problemen und einem höheren Wärmebedarf als geplant. Doch die Richtung hin zu einer nachhaltigeren Energieversorgung stimmt.

Klimaschutz ist mach- und finanzierbar

Dass ökologisches Bauen gelebter Klimaschutz ist, belegt eindrucksvoll der Vergleich der Kohlendioxidemissionen. Pro Person und Jahr emittiert ein deutscher Durchschnittshaushalt durch seinen Strom- und Wärmeverbrauch mehr als zwei Tonnen CO2. In der Ökosiedlung sinkt dieser Wert aufgrund der Energieeffizienz, der Nutzung regenerativer Energien und dem Bezug von Ökostrom auf 0,3 Tonnen. Dabei ist das Argument, ökologisches Bauen sei zu teuer, langfristig gesehen falsch. Die Niedrigenergiehäuser der Ökosiedlung Braamwisch benötigen wegen ihrer guten Dämmung im Vergleich zu einem Durchschnittshaus in Deutschland nur etwa ein Drittel der Wärmeenergie - was die Kosten um rund 70 Prozent senkt. Die im Vergleich zu einem Standardhaus um etwa zehn bis 15 Prozent höheren Kosten amortisieren sich nach rund 20 Jahren. Und danach bringen die niedrigen Energiekosten Jahr für Jahr reale Einsparungen. Nicht in Geldwert zu bemessen ist der Gewinn an Wohnqualität, Gesundheit und "gutem ökologischem Gewissen".

Gerade für die junge Generation ist es wichtig, zu erfahren, dass wirklich etwas geschieht in Sachen Klimaschutz und dass ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen auch bei hoher Lebensqualität möglich ist. Best-practice-Beispiele wie das Hamburger Ökosiedlungsprojekt setzen hier positive Zeichen und machen Mut.

[Silvia Schubert]

Kontakt: Dipl.-Biol. Silvia Schubert,

E-Mail silvia.schubert@anu-hamburg.de

Bezug der kostenlosen 24-seitigen Broschüre "Nachhaltiger Wohnen - Sustainable living" gegen Zusendung eines mit 1,45 Euro freigemachten und adressierten DIN-A4-Rücksendekuverts bei: ANU Hamburg, Geschäftsstelle, c/o Hamburger Umweltzentrum, Karlshöhe 60d, D-22175 Hamburg.

Kostenloser Download unter www.anu-hamburg.de

Download der Broschüre zum Solargarten Karlshöhe unter:

www.umweltbildung.de/173.html?&print=0