UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung - Der Zukunft das Wasser reichen

Die Deutsche Unesco-Kommission hat das Schlüsselthema Wasser als Jahresthema 2008 der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" ausgerufen. Die Arbeitsgemeinschaft Natur und Umweltbildung (ANU) zeigt, wie das Thema lustbetont und handlungsorientiert vermittelt werden kann.


"Wenn Froschmann auf Kanu trommelt: Einzigartiges Konzert auf schwimmender Bühne" - Schlagzeilen wie diese von der Umweltstation Ensdorf in Amberg lockten über 70.000 Menschen zu den rund 500 Veranstaltungen von "WasSerleben 2008" in ganz Bayern. Von April bis Oktober lief diese sehr erfolgreiche Kampagne der ANU Bayern und der anderen Träger der Umweltbildung im Rahmen des Projekts Marketing für die Umweltbildung. Titel wie "Rotgetupfte und Moosrücken. Kulinarische Werkstätte zu Fischen" vom Umweltzentrum Schloss Wiesenfelden waren also mit Bedacht gewählt.

Bayernweite Aktion erreicht neue Zielgruppen

Mit "WasSerleben" haben zum ersten Mal staatliche und nichtstaatliche Institutionen der Umweltbildung in Bayern gemeinsam eine landesweite Umweltbildungskampagne beschlossen und durchgeführt. Es war die größte Aktion eines Bundeslandes im Rahmen der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zum Thema Wasser. Mit zahlreichen Aktionen, Ausstellungen und Events ist es gelungen, Menschen jeden Alters anzusprechen, ihr Interesse für Wasser zu wecken und ein Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit dieser Ressource zu vermitteln.

Zu dem Erfolg hat beigetragen, dass vom Umweltministerium eine befristete Koordinationsstelle eingerichtet und Mittel für die Öffentlichkeitsarbeit bereitgestellt wurden. Die Kampagne konnte das Qualitätssiegel "Umweltbildung.Bayern" bekannter machen und neue Kooperationspartner gewinnen, darunter Fachhochschulen, Tourismusverbände und regionale Wirtschaftsunternehmen. Durch gezielte Ansprache bestimmter Milieus wurden neue Zielgruppen erreicht, zum Beispiel Menschen mit Migrationshintergrund. Besonderes Mediengewicht hatte die Highlightwoche vom 30.Mai bis 8. Juni mit ihren 17 Leuchtturmveranstaltungen in Bayern, die über 20.000 Menschen besuchten.


ANU-Bundestagung rückt "blaues Gold" ins Bewusstsein

Einen fachlichen Abschluss der Kampagne WaSserleben sowie vieler weiterer Aktivitäten der ANU-Landesverbände bildete die diesjährige ANU-Bundestagung "Der Zukunft das Wasser reichen". An der Kooperationsveranstaltung beteiligten sich neben dem Bundesverband und der ANU Bayern auch das Bayerische Umweltministerium sowie die gastgebende Evangelische Akademie Tutzing am Starnberger See. Auf einem Markt der Möglichkeiten zeigten Anbieter aus ganz Deutschland, wie kreativ, interaktiv und methodisch vielfältig das Thema Wasser für unterschiedliche Milieus und Kunden vermittelt werden kann. Beispielsweise konnte man aus edlen Glaskaraffen Wasser trinken, das durch Edelsteine "energetisiert" worden war und so die Kostbarkeit unseres Trinkwassers sinnlich erfahrbar machte.

Obwohl es bei uns sauberes Wasser im Überfluss gibt und sogar Trinkwasser in hoher Qualität ausreichend zur Verfügung steht, sind wir doch Teil der globalen Wasserkrise. Etwa 4.000 Liter "virtuelles Wasser" verbraucht jeder und jede von uns täglich - versteckt in der Produktion und dem Transport unserer Lebensmittel und Verbrauchsgüter. Längst ist Wasser als "blaues Gold" zu einem weltweiten Wirtschaftsfaktor geworden. Bei uns sind die Kosten für Trinkwasser noch niedrig. Doch was nichts kostet, ist auch nichts wert... oder doch?

Um das herauszufinden, wurden auf einem Straßentheater-Workshop mit Jörg Isermeyer vom Grips-Theater Berlin Passanten mit der Behauptung konfrontiert, dass der Starnberger See von einem Wirtschaftsunternehmen gekauft und vermarktet werden soll. Etliche Personen waren daraufhin bereit, dies durch Ankauf eines Seeanteils in Form einer "Seeaktie" zu verhindern. In einem spannenden Streitgespräch zwischen dem Unternehmer Norbert Rethmann und Jens Loewe vom Städtebündnis Wasser in Bürgerhand wurde deutlich, wie schwierig und komplex das Thema Wasser als Menschenrechtsgut ist.


Pädagogische Vielfalt

Der Philosoph Klaus Michael Meyer-Abich, Professor an der Universität Essen, spannte bei seinem Vortrag in Tutzing den Bogen von der Weite und Stille des Wassers über die vier Elemente bis zur (Kultur-)Geschichte der Menschen, die sich stets an den Ufern von Gewässern vollzog. Wasser müsse man immer im Nord-Süd-Zusammenhang sehen, sagte Michael Windfuhr von Brot für die Welt. Er betonte die Verantwortung des Nordens, den Zugang und die Verteilung des Wassers im Sinn der globalen Gerechtigkeit partizipativ zu regeln.

In sieben Workshops konnten die Teilnehmenden (inter)kulturelle, ästhetische, philosophische, partizipative, politische und wirtschaftliche Zugänge zum Thema Wasser erleben. So entstanden unter der Leitung der Kölner Künstlerin Sigrid Lange mehrere Land-Art-Objekte, die auf die Menge virtuellen Wassers verweisen, die zur Herstellung verschiedener Produkte unseres täglichen Lebens notwendig sind.

Die ANU-Bundestagung schaffte es in einer von Leichtigkeit getragenen Atmosphäre, das Thema Wasser in seiner Tiefe zu erfassen und viele Facetten der Bildungsarbeit im Sinne nachhaltiger Entwicklung darzubieten. Sie zeigte, was es derzeit bundesweit an innovativen Projekten gibt, bot durch kreative und partizipative Methoden neue Anregungen und ermöglichte viel Austausch. Wer die Stimmung etwas nachspüren möchte, kann sich einige Bilder im Internet ansehen. Die Dokumentation der Vorträge wird Ende Dezember ins Internet gestellt.

(Marion Loewenfeld)


Kampagne WaSserleben: www.umweltbildung-in-bayern.de/marketing/marktkampagne.html

ANU-Bundestagung: www.umweltbildung.de/veranstaltungen.html

www.umweltbildung-in-bayern.de

Literatur: Wer sind unsere Kunden? Milieuansatz in der Umweltbildung, In: Netzwerk UmweltBildung. Rundbrief zur BNE, November 2008. www.mobilspiel.de/Oekoprojekt/down.html#netz