Weltaktionsprogramm BNE

Um Nachhaltigkeit noch besser in den Bildungssystemen zu verankern, haben die Vereinten Nationen für die Jahre 2015 bis 2019 das Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) ausgerufen. Beim einem Kongress des Bundesbildungsministeriums (BMBF) diskutierten 500 ExpertInnen im Juli in Berlin unter dem Motto „Vom Projekt zur Struktur“ die Handlungsfelder eines geplanten Nationalen Aktionsplans.

 

In Deutschland hatten die BNE-Akteure bereits zum Ende der UN-Dekade BNE 2014 ihre strategischen Überlegungen auf das Motto „Vom Projekt zur Struktur“ konzentriert, damit die vielen erfolgreichen Einzelaktivitäten dauerhaft in den Bildungsbereichen verankert werden. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung Johanna Wanka bekräftigte dies nun beim ersten bundesweiten Kongress im zweiten Jahr des Weltaktionsprogramms und beklagte, dass Ansätze, die sich bewährt hätten, viel zu selten auch an anderer Stelle genutzt würden. Zur Dringlichkeit, BNE – auch im Sinne der neuen globalen Entwicklungsagenda – zu implementieren, bekannte sie sich deutlich: Das für 2030 angestrebte UN-Entwicklungsziel, dass alle Menschen das Wissen und die Fähigkeiten zur Förderung von nachhaltiger Entwicklung erlangt haben, sei „sehr sehr ehrgeizig“.

Ihr eigenes Ressort ist dabei intensiv gefordert, denn das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) koordiniert die Umsetzung des Weltaktionsprogramms in Deutschland. „In Zukunft soll BNE kein Randthema mehr sein“, sagte die Ministerin weiter. Dies gelänge unter anderem durch die Verschränkung mit anderen Politikfeldern. Etwa mit dem Pariser Klimaabkommen, das im Artikel 12 dazu verpflichtet, Bildung und Ausbildung, öffentliches Bewusstsein, Beteiligung der Öffentlichkeit und den öffentlichen Zugang zu Informationen zu verbessern. Das Abkommen sei ein perfekter Rahmen für BNE, der nun zu füllen sei. Die Bundesregierung hat bei der derzeit diskutierten Neufassung der Nachhaltigkeitsstrategie für Deutschland BNE erstmals als eigener Punkt integriert. Zur Konkretisierung forsche man derzeit nach messbaren Schlüsselindikatoren, berichtete Wanka. Außerdem integriere das BMBF bei Forschungsvorhaben, etwa zu Mikroplastik in den Weltmeeren, BNE-Bildungsmaßnahmen bereits in der Ausschreibung.

350 BNE-ExpertInnen beteiligt

Derzeit stellen rund 350 ExpertInnen einen Nationalen Aktionsplan für BNE auf. Entscheidungsgremium ist eine vom BMBF einberufene Nationale Plattform, die mit sechs Fachforen und zehn Partnernetzwerken zusammenarbeitet. Neben dem BMBF sind drei weitere Ministerien der Umwelt-, Entwicklungs- und Jugendressorts sowie weitere Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft beteiligt. Aus der ANU ist Vorsitzende Annette Dieckmann in der Nationalen Plattform vertreten. Sie arbeitet außerdem im Fachforum non-formales und informelles Lernen/Jugend und im Partnernetzwerk Biologische Vielfalt mit. Im Bereich non-formaler Bildung erfordert das Motto vom Projekt zur Struktur wirksamere Finanzierungsmodelle zu entwickeln, um für die Bildungsangebote tragfähige Strukturen zu schaffen. Daher hat die ANU sich dafür starkgemacht, das Handlungsfeld „tragfähige Finanzierungsmodelle und Instrumente entwickeln“ in den Nationalen Aktionsplan aufzunehmen. Nachdem auch die Nationale Plattform dieses Handlungsfeld beschlossenen hat, arbeitet die ANU mit KollegInnen aus Fachforum und Partnernetzwerk derzeit an der Formulierung entsprechender Ziele. Weitere Handlungsfelder der non-formalen und informellen Bildung werden die Beteiligung von Jugendlichen, Inklusion, Freiräume, Stärkung von MultiplikatorInnen, BNE-Bildungslandschaften sowie Bilder und Erzählungen sein.

Onlinekonsultation im Herbst

Im Juli wurde erstmals bei dem sogenannten Agendakongress des BMBF die Fachöffentlichkeit im größeren Umfang beteiligt. Unter dem Kongresstitel „Gemeinsam!“ trafen sich rund 500 Akteure im Juli in Berlin. 65 von ihnen wurden zu Beginn für ihr Engagement geehrt und erhielten Auszeichnungen, weil sie bereits Erfolge auf dem Weg vom Projekt zur Struktur nachweisen können. Knapp ein Drittel der Ausgezeichneten sind Mitglied in der ANU.

In 20 Workshops an zwei Tagen diskutierten die ExpertInnen Handlungsfelder für den Nationalen Aktionsplan. Dabei wurde deutlich, wie bedeutend aber auch wie herausfordernd das Kongressmotto „Gemeinsam!“ in den kommenden Jahren noch sein wird. Es zeigte sich, dass es umso wichtiger ist, sich über gemeinsame Leitbilder für Nachhaltigkeit und BNE zu verständigen, je verbindlicher die Strukturen sind, die für die Verankerung von BNE angestrebt werden. Die Ergebnisse der Dialoge werden in den Entwurf des Nationalen Aktionsplan eingearbeitet, der im Laufe des Sommers in den Gremien mit konkreten Zielen und ersten Maßnahmen gefüllt wird. Für den Herbst ist eine öffentliche Onlinekonsultation hierzu angekündigt. Ministerin Johanna Wanka wirbt für eine breite Beteiligung: Ob der Nationale Aktionsplan gut wird, hänge davon ab, ob sich viele einbringen und dabei auch Dinge, die sich etabliert haben, auf ihre Wirksamkeit hin kritisch hinterfragen.

 

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