Das Umweltbildungszentrum und die "jungen Wilden"

Von Stadtbienen über urbane Gärten bis zum Filmfestival – die Ökostation Freiburg hat viele Geschichten gelingender Kooperationen mit jungen Nachhaltigkeitsinitiativen zu erzählen. Die mittlerweile 30 Jahre junge Ökostation unterstützt die Initiativen mit Know-how, räumlichen und finanziellen Ressourcen. Hier werden drei beispielhafte Kooperationen vorgestellt.

Summendes Reallabor

Die Freiburger „BienenCoop“ bringt Naturschutz, Nahrungsmittelproduktion und solidarisches Teilen zusammen. Der 2014 gegründete Verein hält auf öffentlichen Flächen gemeinschaftlich Bienen und schützt Wildbienen. Die BienenCoop ist bundesweit die erste Kooperative, die nach den Prinzipien des solidarischen Wirtschaftens imkert: „Solidarisch finanzieren, gemeinsam Bienen halten und Honig ernten“. Sie ist ein „bunter Haufen von Freiburger Alt - und Neuimker*innen unterschiedlichen Alters, die gemeinschaftlich arbeiten und das Überleben von Honig- und Wildbiene sichern wollen“. Die Aspekte des gemeinschaftlichen Tuns und handlungspraktischen Lernens sind zentral. Die Kooperation mit der Ökostation musste die BienenCoop nicht suchen – von Anfang an mischen drei MitarbeiterInnen der Ökostation ehrenamtlich mit. Sie bringen Wissen und langjährige Erfahrung zum Thema Wildbienen mit, ebenso wie umweltpädagogische Kompetenzen, die sie bei Führungen und Seminaren einbringen. Die Ökostation und die BienenCoop haben dauerhafte Kooperationen. Einmal im Jahr gibt es einen Projekttag für jeweils vier Schulklassen, die „Gesundheitsfüchse“. Jede Klasse besucht den Besucher-Honigbienenstand im urbanen Garten „Waldgarten Deicheleweiher“. Beim jährlichen „Freiburger Tag der Regionen“, der in der Ökostation stattfindet, ist die BienenCoop Partnerin mit einem Info- und Mitmachstand. Und wenn einmal im Jahr die Partner-Ökostation aus Ishikawa, Japan, zu Besuch kommt, bringen das Umweltbildungszentrum und die BienenCoop gemeinsam ihr gebündeltes Erfahrungswissen zu Wildbienen und Honigbienen in der Stadt ein. Die Mitarbeiterin der Ökostation und Mitglied der BienenCoop, Svenja Fugmann, betont den Win-win-Charakter: „Nach den ersten gemeinsamen Veranstaltungen von Ökostation und BienenCoop hat sich die Kooperation verstetigt. Davon profitiert sowohl das Umweltzentrum als auch die Initiative – und natürlich die Zielgruppen, die sowohl ein langjährig etabliertes Umweltzentrum als auch eine junge Initiative kennenlernen.“

Ein Schulgarten zum Mitmachen

Es ist ein Anliegen der Ökostation, urbane Gärten zu fördern. Sie berät Gärten in der Planungsphase und bietet praktische Unterstützung. Das Freiburger Droste-Hülshoff-Gymnasium will bei der Umgestaltung des Schulhofs mehr als ein abgelegenes Kräutergärtchen. Es entsteht ein gemeinschaftlich getragener Schulgarten, der von einer engagierten Gruppe von Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen aufgebaut wird. Die Ökostation unterstützte das Projekt in der Planungsphase und gab beim Vor-Ort-Termin Tipps, welche Gartenelemente für das Außengelände gut umsetzbar sind. Die Wahl fällt auf Hochbeete, ein Hainbuchen-Haus als Rückzugsort und einen Steingarten, in dem auch Schülerkunst ausgestellt werden kann. Der Schulgarten will alte Gemüsesorten kultivieren. Die Förderung der Artenvielfalt bei Kulturpflanzen ist auch Anliegen der Ökostation, die bei der Pflanzung berät und lokales Saatgut vermittelt. Auch die urbanen Gärtner*innen Freiburg beraten das Schulgartenprojekt. Sie betonen den Wert des gemeinschaftlichen Bauens und Gärtnerns, um die Identifikation mit dem Projekt zu stärken. Die Mitmacher wollen die Hochbeete nicht nur als Forschungsräume in diverse Unterrichtsfächer einbeziehen. „Ein Garten ist mehr als ein Schulhof – er ist ein Ort des Werdens“, unterstreicht ein engagierter Lehrer. Der Schulgarten soll nicht nur ein Ort sein, wo Schüler‘innen aus dem konkreten Handeln erfahrungsbasiertes Wissen zum Gemüseanbau ziehen. Das Schulgartenprojekt stärkt den Zusammenhalt und kann den Schüler*innen zeigen, dass sie ihre Schule und ihre Umgebung selbst gestalten können. Sie erleben sich als Mitmacher*innen, als selbstwirksame Akteure. Bei der Grundsteinlegung hämmerten und schippten an einem sonnigen Herbsttag der Rektor und einige Schüler, Lehrer und Eltern gemeinsam. Eine Mitmacherin fasst zusammen: „Es war eine Freude zu sehen und zu erleben, wie da in wenigen Stunden Hand in Hand ein ansehnliches Werk entstand.“

Rückenwind für das Greenmotions Filmfestival

Lebensnahe und greifbare Visionen für die Transformation zu verbreiten, das ist das Anliegen des Greenmotions Filmfestival, das seit 2014 in Freiburg stattfindet. Das Festival will die Energiewende vorantreiben. Es werden ausschließlich Filme zum Thema Erneuerbare Energien und Klimawandel gezeigt. Ziel ist es, Filmemacher*innen – auch Amateure – zu fördern und die Akteure der Energiewende zu vernetzen. Die Bedeutung des Themas soll durch das Medium Film und das attraktive Format des Filmfestivals weiter in die Bevölkerung getragen werden. Im ersten Jahr wurde das Filmfestival von Master-Studierenden getragen. Damit dieses innovative Format nach Studienende weiterbestehen konnte, benötigte es einen neuen Rahmen. Die Ökostation half bei der Etablierung fester und kontinuierlicher Infrastrukturen, indem es die Initiative beim Gründungsprozess des Greenmotions Vereins beratend unterstützte. Dazu Peter Rinker von Greenmotions: „Als junges und internationales Team mit viel Engagement, aber noch nicht so viel Erfahrung und Kontakten konnten wir sehr vom Austausch profitieren. Vertreter der Ökostation unterstützten uns mit wertvollen Ratschlägen und Ideen, welche uns den Start als neuer Verein mit dem noch jungen Greenmotions Filmfestival erleichterten.“ Um dem Filmfestival einen weiteren Schub zu geben und die Kooperation zu verstetigen, fördert es die Ökostation mit jährlich 500 Euro.

www.oekostation.de

bienencoop.com

www.dhg-freiburg.de/joomla/index.php/schulleben/schulhofprojekt

greenmotions-filmfestival.de