UN-Dekade-Thema 2012. Klimafreundlich essen will gelernt sein

Man kann sich sehr wohl klimafreundlich und lecker ernähren! Das will der Dach- und Fachverband für außerschulische Umweltbildung ANU auf seiner diesjährigen Bundestagung zeigen. Viele ANU-Landesverbände wollen im kommenden Jahr Ernährung als Thema stärker aufgreifen. Der Blick über den Tellerrand ermöglicht neue Ansätze für eine ganzheitliche Bildung.

Der Mensch ist, was er isst! Sind Sie ein „Desinteressierter Fast-Fooder“, der ohne groß nachzudenken alles in sich hineinschaufelt? Oder vielleicht gar ein „Billig- oder Fleischesser“, der nach dem Motto lebt: bitte ein großes Schnitzel ohne Beilagen? Vielleicht sind Sie ein „Freudloser Gewohnheitskoch“ oder doch mehr der „Fitnessorientierte Ambitionierte“? Fachleute unterscheiden mindestens sieben verschiedene Ernährungsstile, die dennoch bestenfalls vereinfachte Erklärungsmuster für das komplizierte Zusammenspiel kultureller, psychologischer, kognitiver und emotionaler Faktoren unseres Ernährungsverhaltens sind. Trotz Wissen und Bewusstsein – unser Bauch steuert die meiste Zeit unser Ernährungsverhalten.

Wann kommt die Ernährungswende?

Ernährung ist ein elementares Grundbedürfnis. Es besitzt eine hohe Klimarelevanz und kann sogar Revolutionen auslösen. Während letztes Jahr in Russland die Weizenernte verdorrte, gab es zeitgleich Überschwemmungen in Australien und Kanada. Daraufhin stieg der Weizenpreis an den internationalen Börsen und Spekulanten verstärkten den Trend. Unruhen brachen in Usbekistan, Tunesien und Ägypten aus – und ermöglichten den arabischen Frühling. In Afrika wird immer mehr Bauern die Existenzgrundlage entzogen, weil die landwirtschaftlichen Produktionsflächen an ausländische Konzerne verkauft werden. Und obwohl Millionen Menschen auf der Welt hungern, werden immer mehr Lebensmittel als Energieträger einfach verbrannt.

Containern, Slow Food und Klimateller

Im September startete in den deutschen Programmkinos der Dokumentarfilm „Taste the waste“. Er zeigt, dass rund ein Drittel aller Lebensmittel im Supermarkt zum Beispiel wegen des abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums vorzeitig entsorgt werden, obwohl sie noch verzehrt werden könnten. Nächtliches Beutesammeln, neudeutsch auch „Containern“ oder „Dampster Diving“ genannt, findet immer mehr Anhänger. Auch eine „klimafreundliche Ernährung“ hat bei uns Konjunktur. Es gibt klimafreundliche Restaurants, Klimakochbücher, die Slow-Food-Bewegung und die Kampagne „Regionale Produkte“. Jeden Mittwoch bieten alle Hamburger Hochschulmensen nur den „Klimateller“ an. Er enthält zwar auch Fleisch, doch alle Zutaten wurden ausgewählt, weil sie möglichst wenig CO2 freisetzen.

Umweltbildung hat viele Möglichkeiten

Ernährung ist das Schlüsselthema für eine nachhaltige Entwicklung unserer Welt. Die meisten Menschen verbinden mit nachhaltiger Entwicklung allerdings eher Klimaschutz, Energiesparen oder globale Gerechtigkeit als Ernährungsthemen. Die Deutsche Unesco-Kommission hat daher Ernährung zum Jahresthema 2012 der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgerufen.

Breite Unterstützung erfährt die Kommission dabei von der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU). Der ANU-Bundesverband will seine Mitglieder bei seiner Bundestagung vom 21. bis 23. Oktober in Altenkirchen (Westerwald) auf die Bedeutung des Themas hinweisen und sie zum Mitmachen auffordern. Auf ihrer Internetseite www.umweltbildung.de versammelt die ANU seit Jahren herausragende Praxisbeispiele, Kontakte und wichtige Hintergrundtexte zum Themenbereich Landwirtschaft, Ernährung und Gesundheit. Der bundesweite Veranstaltungskalender der ANU verzeichnet für die kommenden zwölf Monate mehr als 110 Bildungsangebote zum Themenbereich Globales Lernen/Landwirtschaft und Welternährung und noch einmal doppelt so viele zum Bereich Umweltschutz und Ernährung.

Die ANU Bayern hat für das kommende Jahr eine landesweite Ernährungskampagne geplant. Sie besteht aus einer Auftaktveranstaltung, sogenannten Eat-In-Aktionen zu Klima und Gerechtigkeit, einer Ausstellung „Nachhaltige Ernährung – Essen für die Zukunft“ und Projektworkshops an möglichst vielen Schulen.

Das Hamurger ANU-Mitglied Ökomarkt-Verein startete das Projekt Schule und Landwirtschaft. Es veranschaulicht Kindern und Jugendlichen die Entstehung ihrer Lebensmittel auf ökologischen Höfen sowie die Verarbeitung und Vermarktung der Produkte.

In vielen Umweltbildungszentren wird fairer Kaffee ausgeschenkt, außerdem kommen nur regionale oder ökologische Produkte auf den Tisch. Nun wäre es an der Zeit, die Zusammenarbeit mit Eine-Welt-Gruppen zu verstärken und sich an eine ganzheitliche Umsetzung des Themas zu wagen.

[Jürgen Forkel-Schubert]

Ernährungstypen:

www.hamburg.de/fachgespraeche (29.06.11 – Klimaschutz und Ernährung)

Pädagogische Beispiele zu Landwirtschaft, Ernährung und Gesundheit: <link 167.html>www.umweltbildung.de/167.html</link>

 

Ernährungskampagne in Bayern:www.umweltbildung-bayern.de (Marketing – Kampagne Ernährung 2012)