Test von Agenda-21-Boxen für Schulen. Nachhaltigkeit aus dem Koffer

Die Materialien kommen in Kisten oder Koffern. Neben methodischen Hinweisen enthalten sie Bücher,CDs,Videos, Arbeitsblätter oder Experimentierkästen. Themen sind Naturerleben,Wasser, Schokolade,Afrika, Solartechnik oder nachhaltige Entwicklung. Doch können Kisten Nachhaltigkeit vermitteln? In einem zweijährigen Projekt hat die ANU Hamburg eine Materialsammlung, die "Agenda-21-Box", getestet. Das Ergebnis war zwiespältig.

Als deutschen Beitrag zum Weltgipfel in Johannesburg 2002 hatte die deutsche UNESCO-Kommission Materialkisten zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) entwickeln lassen. Die Agenda-21-Box wird für Kindergarten, Grundschule und Sekundarstufe angeboten. Neben den preiswerten Versionen sind auch teurere Ausgaben in attraktiven Naturholzkisten erhältlich. Sie enthalten Bücher, CD-ROMs, Videos und Experimentierkästen zu den Themen Kleidung und Textilien, Mobilität, Ernährung sowie Bauen und Wohnen. Inzwischen hat der Konzern McDonalds den Trend erkannt und stellt mehrere Agenda-21-Boxen für die Bildungsarbeit in allen Bundesländern bereit.

Was die Box verspricht

Die ANU Hamburg wollte wissen, wie gut sich die Agenda-21-Box für die Vermittlung von Nachhaltigkeit eignet und startete 2004 einen Praxistest. Vor zwei Jahren war BNE überwiegend als theoretischer Bildungsansatz bekannt. Daher versprachsich die ANU von dem Einsatz der Agenda- 21-Boxen neue Projekte mit Vorbildcharakter. Unterstützt von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg wurdenzehn Boxen für die Sekundarstufe für den Praxistest angeschafft. Von der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung warb der ANU-Landesverband die Projektmittel ein und suchte Akteure in Schulen, Umwelt- und Eine-Welt-Verbänden, Jugendverbänden sowie Pfadfindern.Sie sollten anhand der Agenda-Boxen ihre Ideen für einen nachhaltigen Alltag entwickeln, durchführen und dokumentieren.

Sechs Schulklassen und zwei außerschulische Jugendgruppen erarbeiteten und dokumentierten Agendaprojekte. Die Multiplikatorinnen beschäftigten sich überwiegend mit ernährungsrelevanten Themen, beispielsweise Schokolade, Massentierhaltung oder weltweite Frühstücksgewohnheiten. Die männlichen Akteure interessierte dagegen der Bereich Bauen und Wohnen mehr. Die Gewerbeschule für Arbeits- und Werktechnik nahm den filigranen Experimentierkasten in der Agenda-21-Box zum Anlass, ein solides begehbares Solarlernhaus für ihre Mitschüler zu entwickeln und zu bauen. Insgesamt können sich die Projekte sehen lassen - viele wurden ganz im Sinne einer modernen BNE fachübergreifend oder in Kooperationzwischen schulischen und außerschulischen Partnern realisiert. Alle Projekte der Teilnehmer sowie ausgewählte Fotos und Abbildungen der von Schülern geschaffenen Werke sind in einer 34-seitigen Dokumentation enthalten. Diese steht als kostenloser Download auf der Internetseite der ANU Hamburg zur Verfügung. Die Dokumentation ist für Lehrer, aber auch für Multiplikatoren der außerschulischen Bildung interessant.

Ergiebig für Erfahrene

Im Rahmen des Projektes bewerteten die TeilnehmerInnen auch, ob die Agenda-21- Box für die Bildungspraxis geeignet ist. Insgesamt kam die Materialbox bei den Multiplikatoren gut an, die bereits Erfahrung mit Agenda-Projekten hatten. Sie fanden das Material übersichtlich und umfangreich und konnten daraus leicht neue Anregungen für eigene Projekte ziehen. Andere, insbesondere jugendliche GruppenleiterInnen, bewerteten die Box als nicht arbeitsunterstützend. Sie enthalte keine komplett ausgearbeiteten Projektemit direkt einsetzbaren Materialien oder methodische Hilfestellungen zur Erarbeitung eigener Ideen. Der Zeitaufwand, ein komplexes Agenda-Projekt zu planen und durchzuführen, war vielen zu hoch.

Detaillierte Anleitungen erwünscht

Die Ergebnisse des Praxistests zeigen, dass Materialsammlungen für die an der Agenda-21 interessierten Lehrer und Multiplikatoren möglichst benutzerfreundlich gestaltet sein müssen. Gewünscht werden erprobte Praxisprojekte mit vorbereitetem Arbeitsmaterial, die Zeit sparen und auch NeueinsteigerInnen aufzeigen, wie man komplexe (und oft fachfremde) Themen methodisch ansprechend aufbereiten kann. Die wichtigsten Materialien sollten im Klassensatz vorhanden sein. Anstatt eine breite Themenpalette bieten zu wollen, wäre es wohl sinnvoller, Kisten zu einem ganz konkreten Thema zu erarbeiten. Weiterhin wünschen sich viele Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen mehr Hilfe bei der Suche nach einem konkreten Kooperationspartner aus anderen Bereichen. Die LehrerInnen erhoffen sich hierdurch neue fachliche und methodische Impulse - gerade hinsichtlich Ökologie, Konsum und Eine-Welt. Viele GruppenleiterInnen würden gern Exkursionen zu authentischen Lernorten in der Umgebung organisieren. Dazu müssten die Materialien aber einen deutlicheren Bezug zur lokalen Agenda-21- Szene bieten. Hamburg und sein Umland verfügen über zahlreiche geeignete Projekteund Institutionen.

[Katrin Mehrer, Jürgen Forkel-Schubert]

Kontakt:Katrin Mehrer, ANU Hamburg, E-Mail katrin.mehrer@gmx.de

Download der Dokumentation unter www.anu-hamburg.de

Bezug der Agenda-21-Boxen: Hagemann Bildungsmedien,

Fon +49/211/1 79 27 00, E-Mail aktuell@hagemann.de,

www.hagemann.de/agenda21box. Preise je nach Ausführung

zwischen 290,- und 580,- Euro

Liste der Projektkisten und Aktionskoffer:

www.mobilspiel.de/oekoprojekt