Umweltbibliotheken in Deutschland


In den letzten 15 Jahren entstanden - meist aus einer oppositionellen Motivation heraus -im Osten wie im Westen Deutschlands Bibliotheken, denen ein anderes Selbstverständnis als den etablierten "Büchersammlungen" zugrunde liegt. Die Umweltbibliotheken archivierten wichtige, sonst schwer auffindbare Materialien im weiten Themenfeld "Umwelt" und boten darüber hinaus auch vielfältige Beratungsund Bildungsmöglichkeiten an. Bereits 1994 veröffentlichte Antje Lembach vom Wissenschaftsladen Bonn erstmals eine Übersicht der bekannten Umweltbibliotheken in Deutschland. Seitdem ist nicht mehr an diesem Thema gearbeitet worden. Nun stellten Jürgen Müller und Roland Quester vom Bundesverband der GRÜNEN LIGA e.V. Berlin mit finanzieller Unterstützung durch BMU und UBA einen aktuellen "Umweltbibliotheken Wegweiser" mit Einzeldarstellungen von 103 Einrichtungen zusammen. Neben den Adressdaten sind Angaben wie Bestandsgröße, Schwerpunktthemen und Serviceleistungen der Bibliotheken enthalten.
Besonders interessant sind die angehängten Texte - so gibt es z.B. neben einer Übersicht zur Literatur über und von Umweltbibliotheken auch die Auswertung einer unter den Umweltbibliotheken durchgeführten Erhebung. Hierin wird z.B. aufgeführt, daß mehr als zwei Drittel aller Einrichtungen sich in privater Trägerschaft (68) befinden, davon fast die Hälfte in Umweltzentren und Wissenschaftsläden (30). Auch wurde nach der Mitgliedschaft in Vereinigungen gefragt, um daraus Rückschlüsse auf eine geeignete Plattform zu ziehen. Hierbei scheint die ANU neben der Archiv- und Bibliothekshilfe (ABH) oder dem Bundesverband für Umweltberatung (bfub) der geeignetste Verband zu sein. Das archivierte Themenspektrum ist beachtlich: Wasser, Naturschutz und Energie sind die häufigsten Nennungen. Immerhin auf Platz 12 (von 24 Nennungen) landet die Pädagogik/Bildung. Elfmal wurde die Agenda 21 als wichtigstes zusätzliches Thema benannt. Bei der Bestandsgröße geht der Trend zur Masse. Während die Bibliotheken mit bis zu 2000 Einheiten immer weniger werden, ist die Zahl derer mit mehr als 5000 Materialien seit 1994 von 9 auf 29 gestiegen.
Als größte Einrichtung wird das Umweltbundesamt mit ca. 400.000 Einheiten genannt. In 78 Bibliotheken erfogt die Bestandserschließung komfortabel per EDV. Hierbei ist das vom Umweltzentrum Chemnitz entwickelte Programm BIBPRO-L der Spitzenreiter (Kontakt: Manfred Lüderitz, Tel.: 0371/3540341, email: manfred.luederitz @link-c.cl.sub.de). Bei den Finanzen können fast nur die 19 öffentlichen über einen einigermaßen ausreichenden Etat (ca. 2000,- DM oder mehr) verfügen, viele private Einrichtungen müssen ohne einen Erwerbungsetat auskommen. Auch beim Personal sieht es bei den Privaten schlecht aus. Entweder gibt es gar keine Hauptamtlichen oder es steht meist nur maximal eine Stelle, oft ABM, FÖJ o.ä zur Verfügung. Dies spiegelt natürlich auch die Qualifikation der MitarbeiterInnen wieder. Während in den Landesumweltämtern viele MitarbeiterInnen über eine bibliothekarische Ausbildung verfügen, dominiert in den anderen Bibliotheken die fachliche Ausbildung. Häufigste Nutzer sind Schüler (66Nennungen) vor Studenten (63), Privatleuten (59) und Pädagogen(58). Am seltensten werden die Bibliotheken genutzt von Wissenschaftlern (23), Verwaltung (16) und Firmen (12). Die meisten Einrichtungen verzeichnen weniger als 1000 Besucher pro Jahr, entsprechend häufig sind die Bibliotheken selbst mit der Nutzung unzufrieden. Immerhin hat mehr als die Hälfte aller Einrichtungen einen Internetzugang, der aber zumeist für Recherchen und weniger für die Besucher zur Verfügung steht. Die Grüne Liga hat nun im Internet unter der Domain www. umweltbibliotheken.de ein Informationssystem für und über Umweltbibliotheken aufgebaut. Neben Texten zum Thema "Umweltbibliotheken" bietet die Website eine recherchierbare Datenbank, ein Diskussionsforum, Mailinglisten und relevante Links. Als Reaktion auf die auf ein Jahr angelegte Projektdauer ist die Website nahezu wartungsfrei angelegt. Teilnehmende Bibliotheken können ihre Daten durch einen geschützten Zugang eigenständig aktualisieren. Auch ist es mittels Formularen möglich, Texte und Links eigenständig auf die Website zu stellen.

Kostenloser Bezug (gegen drei DM Porto) des 150 seitigen Buches bei der Bundesgeschäftsstelle der GRÜNEN LIGA, Jürgen Müller, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin, Tel.: 030/2044745, Fax: 030/2044468, e-Mail: bgstgrueneligade, Internet: http://www.grueneliga.de oder www.umweltbibliotheken.de