Europa - Virtuelle Umweltbildung

Während Tag für Tag der bange Blick in die Zeitung dem langsam, aber sicher sinkenden Euro gilt, ist dort von einer europäischen Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung rein gar nichts zu merken. Blicke über den Gartenzaun werfen nur diejenigen, die an europäischen Förderprogrammen wie RASMUS oder LIFE teilnehmen. Die breite Masse kennt jedoch kaum Projekte, Ansätze oder Programme aus dem europäischen Ausland. Ist es politische Bedeutungslosigkeit, pädagogische Ignoranz oder deutsche Überheblichkeit, dass nicht zusammenwächst, was doch eigentlich schon längst zusammengehört?

Einen ersten Versuch, dies zu ändern, wagte nun die FU Berlin mit ihrem Arbeitsbereich Umweltbildung. Mitte Juli startete das Team um Prof. Dr. Gerhard de Haan - gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt - ein Internetforum zur Bildung für nachhaltige Entwicklung in Europa. 90 internationale Projektdarstellungen aus 19 Staaten wurden zusammengetragen und bieten einen kleinen Einblick in das Geschehen. Hilfreich ist die Sortierung nach Ländern. Deutschland dominiert mit insgesamt 39 Beiträgen, gefolgt von Spanien (11) und Österreich (7). Erstaunlich gering ist die Zahl der Projekte aus England (3) und Frankreich (2). Erfreulich ist, dass mit Rumänien, Bulgarien, Estland, Lettland und der Slovakei Länder des ehemaligen Ostblocks vertreten sind.

Schulische Projekte dominieren

Die Beiträge sind thematisch in vier Bereiche gegliedert. Dabei überwiegen deutlich Projekte aus Schule und Hochschule. Unter der Rubrik "Primar- und Sekundarbereich" finden sich Themen zum schulischen Öko-Audit, Ökonomie und Konsum, Energieprojekten und Kampagnen. Danach folgen Projekte aus "Hochschule und Beruf", die in LehrerInnenausbildung, neue Studiengänge und Fortbildungen sowie Ökologisierung der Ausbildungsstätten gegliedert sind. Der Abschnitt "Neue Lernfelder", der eine möglichst breite Einbeziehung der Bevölkerung zum Ziel hat, ist der vielleicht spannendste Teil. Hier finden sich Beiträge zum Thema Lokales und Globales, Indikatoren, neue Medien und Methoden sowie Ausstellungen. Daneben gibt es unter der Rubrik "Profilbildung Ökologie/Nachhaltigkeit" weitere Projekte, die eine Ausrichtung des gesamten Bildungsalltags am Leitbild der Nachhaltigkeit erreichen wollen. Die Projektesammlung bietet eine hervorragende Gelegenheit, neue Methoden kennenzulernen und mit der eingerichteten Mailingliste Kontakt zu anderen Agenda-Initiativen in Europa aufzunehmen.

Umweltbildung aus europäischer Sicht
Es bleibt die leidige Frage, was man in den einzelnen Ländern unter "Umweltbildung" denn eigentlich versteht. Auf den Eingangsseiten im Internet wurde "flux" aus Umweltbildung und entwicklungspolitischer Bildung eine neue Fachdisziplin konstruiert - die "Bildung für nachhaltige Entwicklung". In ihr sind "Ökologie, Ökonomie und Soziales unter den Prämissen globaler inter- und intragenerationeller Gerechtigkeit sowie der Sicherung von endlichen Ressourcen und dem Schutz der Umwelt vor Vergiftung und Zerstörung zusammengedacht ... Dazu bedarf es neuer Formen der wirtschaftlichen Entwicklung, verstärkter Partizipation der Kinder, Jugendlichen wie aller Erwachsenen, neuer Formen des Konsums sowie einer möglichst hohen formalen Bildung für alle, die um eine nonformale Bildung ergänzt wird".

Außerschulische Bildung fördern

Eine interessante Definition, die jedoch einige Fragen aufwirft. Außerschulische Umweltbildung lediglich als "Ergänzung" des staatlichen Bildungssystems, als Service für Schulen - mehr nicht? Eine Enttäuschung für die vielen außerschulischen und "informellen" Umweltbildungszentren, die auf Anerkennung und Unterstützung durch die Umweltministerien setzen und sich im Bereich der lokalen Agenda 21 engagieren. Wenig anerkennend für die vielen Aktivitäten auf der lokalen Ebene, wo die wichtigsten Impulse für eine nachhaltige Entwicklung eben gerade nicht aus dem schulischen Bereich kommen. Bleibt zu hoffen, dass die Umweltbildung im Fächerkanon einer "formellen Bildungslandschaft" nicht unter die Räder kommt, hat doch der Bundestag in seinem Beschluss vom Juni diesen Jahres auf die vielen "Schwächen, Versäumnisse und Fehlentwicklungen in der staatlichen Förderung, Koordinierung und Weiterentwicklung insbesondere der Umweltbildung als ersten Säule" sehr deutlich hingewiesen. (jfs)
Alle Beiträge können unter der Internetadresse www.service-umweltbildung.de/eee/ im PDF-Format kostenlos heruntergeladen werden. Etwa die Hälfte der im Internet vorgestellten Projekte sind auch als Buch "Educating for Sustainability - Umweltbildung und Agenda 21 - Former à la durabilité" zum Preis von 48 Mark im Peter-Lang-Verlag/Bern erschienen.

Kontakt: Arbeitsbereich Umweltbildung, Arnimallee 9, D-14195 Berlin, www.service-umweltbildung.de/eee/