Facebook für Bildungsanbieter

Kurz- und mittelfristigen Prognosen zufolge bleibt Facebook die meistgenutzte Internetseite im Bereich Social Media. Eine Kurzeinführung.

24,73 Millionen Menschen in Deutschland besitzen und nutzen private Netzwerke, 89 Prozent davon haben einen Facebook-Account. Immer mehr von ihnen nutzen dafür nicht nur ihren Computer, sondern empfangen Nachrichten und Neuigkeiten per App auf ihrem Smartphone oder einem anderen mobilen Endgerät. Der  momentan unschlagbare Vorteil von Facebook ist die hohe Anzahl der bereits vernetzten NutzerInnen quer durch alle Alters- und Interessengruppen. Damit sich der Betrieb einer Seite für außerschulische BildungsanbieterInnen im Bereich BNE lohnt, müssen sowohl vorbereitend als auch im Arbeitsalltag verschiedene Punkte beachtet werden.

Ziele
Grundsätzlich ist zu klären, welche Ziele man als AnbieterIn mit einer Facebookseite verfolgt. Wen möchte man auf diesem Weg erreichen? Andere BildungsanbieterInnen, MultiplikatorInnen, interessierte Laien, mögliche KundInnen oder die Lernenden selbst? Außerdem müssen die Motive für die Einrichtung einer Seite definiert werden. Ökonomische Überlegungen rücken die Steigerung von Marktanteil, Umsatz oder Gewinn in den Fokus, psychografische Ziele die Steigerung von Bekanntheit verbunden mit einem positiven Image. Letztere sind Grundlage sowohl für ökonomische Ziele als auch für die Verbreitung nachhaltiger Ideen, Konzepte und Projekte. Gerade in sozialen Netzwerken vertrauen die NutzerInnen besonders ihren eigenen Bekannten und auch Organisationen mit positivem und seriösem Image. Als nächste Frage der Medienarchitektur ist zu klären, ob man eine Personenseite, eine Fanseite oder eine Gruppe anlegt. Alle Optionen haben ihre Vor- und Nachteile und können auch zu einem späteren Zeitpunkt noch miteinander kombiniert werden. Empfehlenswert ist es auf alle Fälle, mit einer Fanseite anzufangen. Personenseiten als Organisation zu nutzen wirkt unprofessionell, Gruppen sind eher für spezifischere Projekte einer Organisation gedacht.

Anfangen

Die Einrichtung einer Facebookseite nimmt einige Stunden in Anspruch. Neben Basisinformationen zur Organisation müssen Bilder, Logos, wichtige anstehende und eventuell auch vergangene Ereignisse eingestellt und AdministratorInnenrechte geklärt werden. Und dann geht es los wie bei jeder Veranstaltung, auf der alle anderen schon lange da sind und man selbst gerade erst dazukommt: Bekannte suchen, vorstellen, freundlich sein. In Bezug auf Facebook bedeutet das, möglichst viele bereits offline bekannte Organisationen, Unternehmen und Institutionen, die sich mit ähnlichen Themenfeldern beschäftigen, zu suchen und bei deren Seiten auf „gefällt mir“, den berühmten gehobenen Like-Daumen zu klicken. Damit nehmen die Anwesenden den Neuzugang zum ersten Mal zur Kenntnis. Parallel ist es hilfreich, auf den bisher üblichen Kommunikationskanä­len wie Newslettern, Printveröffentlichungen oder auf Veranstaltungen auf das neue Onlinekommunikationsangebot der Organisation aufmerksam zu machen. So haben Privatpersonen und die Administratoren anderer Organisationen die Möglichkeit, die neu gegründete Facebookaeite ihrerseits zu „liken“ und so den Schneeballprozess in Gang zu setzen, der weitreichende Aufmerksamkeit in diesem „Internet im Internet“ generiert.
 
Weitermachen

Wie viel Zeit die Pflege einer Facebook-Seite in Anspruch nimmt, hängt von der einzelnen Organisation ab. Oberstes Gebot ist: authentisch bleiben. Eine verhältnismäßig kleine Organisation mit relativ wenigen Mitarbeitern, die mehrere Male am Tag neue eigene Inhalte auf Facebook stellt, wirkt nicht echt. Eigene Informationen sollten dann veröffentlicht werden, wenn tatsächlich etwas passiert. In sozialen Netzwerken eignen sich dafür auch kleinere Ereignisse wie Bilder von Tagungen und Fortbildungen oder neue Materialien. Das Praktische an Facebook ist, dass man als Anbieter Inhalte nicht jeden Tag selbst erfinden muss. Um im Gedächtnis der NutzerInnen präsent zu sein,  eignet sich auch die sogenannte passive Nutzung. Dazu gehört sowohl das Liken von Beiträgen anderer Nutzer oder das Teilen interessanter Beiträge auf der eigenen Seite. Es ist völlig legitim und erwünscht, Bilder, Links, Statusmeldungen und Videos anderer NutzerInnen zu teilen, die auch für die eigenen Fans interessant sein können. Umgekehrt entsteht mit dem Teilen der eigenen Beiträge durch andere wiederum eine erhöhte Wahrnehmung der eigenen Seite. Die höchste Aufmerksamkeit bekommen Beiträge zwischen 18 und 24 Uhr, da in dieser Zeit die meisten User online sind. Dialogfähigkeit und Responsitivität, also die Bereitschaft, auf Anfragen und Beiträge der NutzerInnen zeitnah zu reagieren, sind für den weiteren Verlauf grundlegend. Facebook speichert personenbezogene Daten seiner NutzerInnen auf amerikanischen Servern, wo ein niedrigerer Datenschutzstandard als in Europa gilt. Datenschutzrechtlich bedenklich, aber dafür bietet die verhältnismäßig preiswerte Facebookwerbung die Möglichkeit, zielgerichtet und mit minimalen Streuverlusten Interessierte zu erreichen.

Risiken und Chancen
Wie jede öffentliche Präsentation hat auch Facebook als virtuelle Plattform Tücken. Ungepflegte Seiten, auf denen nur in großen zeitlichen Abständen neue Inhalte erscheinen, mangelnde Reaktion auf Nutzeranfragen, uninteressante Veröffentlichungen oder auch ein Überangebot an Inhalten können auf die NutzerInnen eine eher abschreckende Wirkung haben. Die meisten Fallstricke lassen sich jedoch mit etwas Übung und einem angemessenen zeitlichen Budget zur Pflege der Seite umgehen. Aus Sicht der Öffentlichkeitsarbeit eines Bildungsanbieters bleibt: Sofern Erfolgsfaktoren wie die Akzeptanz innerhalb der Organisation, Dialogbereitschaft, eine Social-Media-Strategie, die Einbindung in die Gesamtstrategie, und nicht zuletzt Geld und Personal vorhanden sind, überwiegen die Vorteile deutlich.

Lisa Hübner,
ANU Bundesverband

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