Bildungskampagne zur Biodiversität - Bausteine für globales Lernen

Die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) Nordrhein-Westfalen führte über zwei Jahre die landesweite Bildungsoffensive "Wert der Vielfalt" durch. Ziel war die Entwicklung neuer pädagogischer Bausteine zur Biodiversität.


Die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) Nordrhein-Westfalen hat in den letzten beiden Jahren eine landesweite Bildungsoffensive unter dem Titel "Wert der Vielfalt" durchgeführt. Ziel war die Entwicklung neuer pädagogischer Bausteine zur Biodiversität im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. An der Konzeption und Durchführung des Projekts waren neben UmweltbildnerInnen aus der ANU auch ExpertInnen aus staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen beteiligt. Inhaltlich wurde das komplexe Thema Biodiversität in vier Themengruppen aufgeteilt. Zu diesen Teilthemen entstanden je vier Bildungsmodule für Zielgruppen vom Kindergarten- bis zum Seniorenalter. Insgesamt wurden 16 Bausteine für globales Lernen entwickelt, erprobt und dokumentiert. Sie werden nun in einer 86-seitigen Farbbroschüre ausführlich beschrieben und durch Arbeitsblätter, Materialien und Darstellungen auf einer beiliegenden CD ergänzt.

Boden und Bodenleben: Artenverlust durch die Futtermittelproduktion

Im Teilthema Boden und Bodenleben greifen zwei Module den Artenverlust durch die Bodenzerstörung für die Futtermittelproduktion und die globalen Agrarverflechtungen am Beispiel des Sojaanbaus in Brasilien auf. Die "brasilianische Bodenassel Bodo", die im Modul 1 heimische Bodentiere besucht, belegt, dass dieses komplexe Thema auch schon mit Grundschülern und in vereinfachter Abwandlung sogar im Vorschulalter bearbeitet werden kann. Das zweite Bodenmodul wurde für Jugendliche und Erwachsene entwickelt und spricht auch das eigene Konsumverhalten an. Das Modul 3 zum Thema Boden befasst sich mit den Bodenschätzen und beschreibt für die Zielgruppe Jugendliche und Erwachsene den Artenverlust durch Boden- und Landschaftsveränderung am Beispiel des Steinkohlebergbaus. Im vierten Bodenmodul werden für die älteren SchülerInnen der Sekundarstufe I die Auswirkungen des Flächenverbrauchs auf die Artenvielfalt beleuchtet, indem an drei Standorten mit unterschiedlichem Versiegelungsgrad Pflanzen und Tierwelt untersucht werden.

Klima und biologische Vielfalt: Eisbär- und WeltraumGeburtstag

Im Teilthema Klima und biologische Vielfalt wird mit dem Modul "EisbärGeburtstag" Kindern im Alter von fünf bis sieben Jahren das Abschmelzen der Eismassen am Nordpol in spielerischer Form vermittelt. In einem weiteren Klimamodul für Vor- und Grundschule "Regenwald für uns alle" wird der Dschungel nicht nur in seiner ganzen Schönheit vorgestellt, sondern auch am Beispiel von Produkten unseres täglichen Lebens. Modul 7 beleuchtet den Wert des Regenwaldes speziell für die Zielgruppe der Sekundarstufe I und II. Unter dem Titel "WeltraumGeburtstag" wird für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren der Klimawandel der Erde aus der Perspektive von Astronauten behandelt.

Fremdarten und Nutzpflanzen: Artenvielfaltpicknick und Neobiota-Koffer

Das erste Modul des Teilthemas Fremdarten und Nutzpflanzen geht in Form einer interaktiven Exkursion durch unsere Kulturlandschaft der Frage nach: Was ist biologische Vielfalt? SchülerInnen ab Klasse 10 und Erwachsene erleben hierbei verschiedene Ökosysteme und Artenvielfalt in der Kulturlandschaft sowie eine Arten- und Sortenvielfalt am Beispiel des Kartoffel- und Getreideanbaus.

Das zehnte Modul der Bausteinsammlung befasst sich unter dem Titel: "Wer zuerst kommt ... Industrienatur und Artenvielfalt auf der Kokerei Hansa" mit der Artenvielfalt auf Industriebrachen. Es wendet sich an erwachsene Einzelbesucher und Gruppen, die an einer Führung teilnehmen. "Fremde Arten hier im Garten - Artenvielfaltpicknick" heißt eine weitere Bildungseinheit für Erwachsene und Jugendliche, die sich mit einem Garten in einer ökologischen Kleingartenanlage befasst. Der "Neobiota-Koffer" stellt in einem anderen Modul für das 5. bis 10. Schuljahr "fremde Arten" auf Industriebrachen und an Flussläufen wie etwa der Ruhr vor.

Wald als Ressource: Über den Luchspfad ins Luchsland

Das Teilthema Wald als Ressource startet mit dem Modul "Der Luchs kehrt zurück - über den Luchspfad ins Luchsland NRW". Hierbei gehen SchülerInnen des 3. bis 6. Schuljahres der Frage nach: Wie müsste eine Landschaft bei uns aussehen, damit der Luchs wieder heimisch werden kann? In einem anderen Modul für Vor- und Grundschulen wird anhand der Waldameise und der Fledermaus erlebbar gemacht, dass Strukturvielfalt Artenvielfalt schafft.

Das Modul 15 berichtet über "Waldprodukte aus der Einen Welt" am Beispiel von Eiche, Gummibaum, Brombeere und Kakaopflanze. Dieser Baustein wurde für die "Generation 60 plus" konzipiert und veranschaulicht die regionale Bedeutung unserer Wälder für die Artenvielfalt. Die Reihe der Bausteine für globales Lernen schließt mit dem 16. Modul "Totholz - ein Stoff, aus dem die Vielfalt lebt". Das Unterrichtsmaterial für Jugendliche und Erwachsene rückt die vielen Artengruppen, die im und vom Totholz leben, ins Blickfeld und schließt damit den Kreis des Lebens. [Georg Tenger]

Broschüre: Wert der Vielfalt. ANU-Schriftenreihe Band 14, Dorsten 2008, 86 S. + CD-ROM, 5,- EUR inkl. Versand. Hrsg./Bezug: ANU NRW, c/o Biologische Station, Im Höltken 11, 46286 Dorsten, Fax +49 (0)2369 / 77607, E-Mail: tenger.biostation-re@t-online.de, www.anu-nrw.de