Studie zeigt hohe Zufriedenheit bei Freiwilligendiensten

Vor allem bei den Seminaren sind die Teilnehmenden des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) sehr zufrieden. Die auf Partizipation und demokratische Strukturen ausgerichtete Bildungskonzeption sagt den FÖJlerInnen laut einer im Dezember 2015 vorgestellten Studie besonders zu.

Die beiden Forschungsinstitute INBAS und ISG hatten im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in den vergangenen drei Jahren Träger, Zentralstellen, Einsatzstellen und Freiwillige aller Freiwilligendienstformate in Deutschland befragt. Für die FÖJ-Träger war Dirk Hennig im Evaluationsbeirat vertreten, der die wissenschaftliche Arbeit begleitet hat.

Zurzeit absolvieren ca. 100.000 Freiwillige einen Freiwilligendienst, davon rund 35.000 einen Bundesfreiwilligendienst (BFD). Im BFD gibt es sowohl Plätze für unter 27-jährige Freiwillige als auch für ältere Menschen. FÖJ und Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) gehören per Gesetz zu den Jugendfreiwilligendiensten für die Altersgruppe zwischen 16 und 26 Jahren. Das FSJ und FÖJ haben zusammen mit dem Internationalen Jugendfreiwilligendienst in Deutschland 59.000 geförderte Plätze. Mit knapp 3.000 Plätzen ist das FÖJ im Vergleich zu BFD und FSJ ein nur kleiner Freiwilligendienst, allerdings mit einem besonders hochwertigen qualitativen Engagement- und Bildungsangebot. Da die Nachfrage im FÖJ bei Weitem das Platzangebot übersteigt und sich insbesondere die Länder nicht in der Lage sehen, die notwendige Finanzierung für weitere Plätze zu leisten, haben einige FÖJ-Träger ihr Angebot durch BFD-Plätze erweitert. Die von den FÖJ-Trägern angebotenen BFD-Plätze werden als „ÖBFD-Plätze“ bezeichnet und über eine eigene ÖBFD-Zentralstelle beim Förderverein Ökologischer Freiwilligendienste (FÖF e.V.) verwaltet. Zurzeit werden von den FÖJ-Trägern in Deutschland insgesamt 500 ÖBFD-Plätze, darunter auch Plätze für Menschen über 27 Jahren, angeboten. Die gewünschte Erweiterung der Plätze war auch hier politisch bisher nicht gewollt und blieb dem sozialen Bereich vorbehalten.

Die Untersuchung der Teilnehmenden in den Freiwilligendiensten hat ergeben, dass sich das Geschlechterverhältnis im FÖJ mit 56 % weiblichen Teilnehmenden und im BFD mit 50 % weiblichen Teilnehmenden recht ausgeglichen zeigt, während das FSJ einen Frauenanteil von 67 % aufweist. Mit Ausnahme des BFD für über 27-jährige Menschen liegt bei allen anderen Freiwilligendienstformaten der Anteil der Teilnehmenden mit Abitur oder Fachabitur jeweils deutlich über 60 %. Zunehmend mehr FÖJ-Träger wollen das ändern und machen Angebote speziell für Haupt- und Realschüler, die sich vor allem durch ihr geringeres Alter und eine noch stärker praktisch orientierte Motivation auszeichnen.

Ca. 40 % der Teilnehmenden haben sich vor ihrem Freiwilligendienst noch nie freiwillig engagiert. Die Freiwilligendienste sind damit geeignet, für ehrenamtliche Tätigkeiten auch über den Dienst hinaus zu werben. Die Motivation zur Ableistung eines Freiwilligendienstes reicht vom Wunsch, sich gesellschaftspolitisch zu engagieren, über persönliche Weiterentwicklung, berufliche Orientierung, Elternloslösung bis hin zur sinnvollen Zeitüberbrückung zwischen Schule und Ausbildung bzw. Studium. Die Teilnehmenden wünschen sich laut der Evaluationsergebnisse von ihrem Freiwilligendienst, dass sie gebraucht werden, dass sie ihre investierte Lebenszeit im Freiwilligendienst sinnvoll einsetzen können, dass sie praktisch arbeiten und vor allem auch verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen können. Sie möchten an der Gestaltung der Gesellschaft mitwirken und in ihrem Freiwilligendienst neue soziale Kontakte knüpfen. Das in der ebenfalls aktuell erschienenen Shell-Jugendstudie diagnostizierte gestiegene politische Interesse unter Jugendlichen kommt der gesellschaftspolitischen Ausrichtung des FÖJ sehr entgegen.

63 % der Teilnehmenden im FÖJ bewerten die Seminare als „sehr gut“. Damit hat das FÖJ unter den Freiwilligendienstformaten die am besten bewerteten Seminare. Ihre Rolle als Teilnehmerin beschrieb Ulla Fischle aus der Einsatzstelle Förderverein des Instituts für Ökologischen Landbau Trenthorst e. V.: „Die Seminare werden von uns FÖJlern vorbereitet. Dabei gibt es Vorbereitungsgruppen, die die einzelnen Seminare leiten. Auch dieses Konzept finde ich sehr spannend. So muss sich jeder mit einem bestimmten Thema näher auseinandersetzen, sich aber auch eine sinnvolle Vermittlung einfallen lassen. Dabei kann man sich auch einfach mal ausprobieren. Ganz nebenbei lernt man etwas über Planung und Organisation. Diese Art der Seminarführung hat bestimmt auch zu der tollen Stimmung beigetragen: Seminare von und für FÖJler.”

Auch die Zufriedenheit der Teilnehmenden mit der pädagogischen Begleitung ist sehr hoch. Die Freiwilligen aller Freiwilligendienstformate sind zu 50 % mit den Einsatzstellen und den Tätigkeiten an den Einsatzstellen sehr zufrieden und 30 % eher zufrieden. Die Einsatzstellen, die Träger der Jugendfreiwilligendienste und die BFD-Zentralstellen wünschen sich vor allem eine Entbürokratisierung bei der finanziellen Förderung und eine bessere Anerkennung des Freiwilligendienstes für die Teilnehmenden. Einige Einsatzstellen hätten gerne eine größere zeitliche Flexibilisierung, während insbesondere die Träger an der Jährlichkeit ihres Freiwilligendienstes festhalten wollen. Besonders aus dem FÖJ kommt die Forderung nach mehr Öffentlichkeitsarbeit, um speziell diesen Freiwilligendienst bekannter zu machen. Allerdings widerspricht dies dem vergleichsweise geringen Platzangebot bei hoher Nachfrage. 56 % der Einsatzstellen im FÖJ haben maximal zehn Hauptamtliche. Damit vernetzt das FÖJ kleingliedrige zivilgesellschaftliche Strukturen und dies vor allem in ländlichen Regionen.

Die Studie arbeitete heraus, dass eine zuletzt vom Land Baden-Württemberg vorgeschlagene Vereinheitlichung der Freiwilligendienste aus finanzrechtlichen Gründen nicht möglich ist. Es wurde empfohlen, andere Möglichkeiten des Bürokratieabbaus zu eruieren. So sollten Förderverfahren flexibler und praxisgerechter gestaltet werden. Den Trägern der Freiwilligendienste wurde eine konsequente Durchsetzung der Arbeitsmarktneutralität an den Einsatzstellen nahegelegt. Außerdem wurde dazu angeregt, bislang unterrepräsentierte Zielgruppen stärker in die Freiwilligendienste zu integrieren.

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