Vereinte Nationen - Bildungsdekade für nachhaltige Entwicklung

Auf Empfehlung des Nachhaltigkeitsgipfels in Johannesburg hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen die Jahre 2005 bis 2014 zur Weltdekade der Bildung für nachhaltige Entwicklung (Education for Sustainable Development) ausgerufen. Die UNESCO wurde mit der Koordination beauftragt, woraufhin die deutsche UNESCO-Kommission im Juli die folgende "Hamburger Erklärung" verabschiedet hat.

Die Orientierung der Kultur- und Bildungsinstitutionen und der Bildungsinhalte auf das Leitbild nachhaltiger Entwicklung ist eine weltweite Gemeinschaftsaufgabe, für die Erfahrungen und Ideen aus allen Ländern zusammengetragen werden müssen. Dabei geht es nicht nur um Schulen, Hochschulen, Weiterbildungseinrichtungen oder Forschungsinstitute; Lernorte sind auch Kindergärten, Vereine, Betriebe, Familien.

Mehr Generationengerechtigkeit

Es bedarf der Veränderung von Einstellungen, Denkstilen und Verhaltensweisen der gesamten Bevölkerung. Besonders die Industriegesellschaften sind aufgerufen, eine nachhaltige Wirtschaftsweise und neue Konsummuster zu entwickeln. Dabei müssen die Wechselwirkungen zwischen ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Prozessen beachtet werden. Ziel ist ein Generationenvertrag, in dem die heute lebenden Menschen sich verpflichten, bei der Erfüllung ihrer Bedürfnisse die Erhaltung gleicher Optionen für künftige Generationen zu berücksichtigen.
Die deutsche UNESCO-Kommission fordert alle Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden, in der Wirtschaft, Wissenschaft, Lehre und Zivilgesellschaft auf, sich zu einer "Allianz Nachhaltigkeit lernen" zusammenzufinden, um einen gemeinsamen Aktionsplan für die Dekade zu entwickeln. Die deutsche UNESCO-Kommission empfiehlt folgende Maßnahmen für einen Aktionsplan:
1. Bestehende Netzwerke wie die UNESCO-Projektschulen, die europäischen Umweltschulen oder die BLK-21-Schulen sollten genutzt werden und entsprechende Förderung erhalten.
2. Lehrbücher, Curricula und Prüfungskriterien müssen im Licht der Agenda-21-Ziele überarbeitet werden.
3. Bildung für nachhaltige Entwicklung erfordert Lehrer, Erzieher, Ausbilder und eine Vielzahl von Multiplikatoren. Ausbildungsdefizite sollten identifiziert und ausgeglichen werden.
4. Die außerschulische Jugend- und Erwachsenenbildung sollte nach dem Beispiel der "Lernenden Regionen" in Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen zur Umsetzung der Agenda 21 und nichtstaatlichen Organisationen, Vereinen, Stiftungen und Bürgerinitiativen sowie Museen, kulturellen Einrichtungen, Künstlern, Medien und Bildungsdienstleistern entwickelt werden. Netzwerke wie Umweltzentren, entwicklungspolitische Organisationen, UNESCO-Biosphärenreservate und Welterbestätten sind hervorragend geeignet, das Nachhaltigkeitslernen durch innovative Projekte voranzutreiben.
5. Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Bildung für nachhaltige Entwicklung.
6. Die deutschen Hochschulen sollten zu einer Selbstverpflichtung auf das Leitbild der Agenda 21 bewegt werden.
7. Bildungseinrichtungen sollten ermutigt werden, das Management der eigenen Institution nach Nachhaltigkeitskriterien zu organisieren.
8. Für eine nationale "Allianz Nachhaltigkeit lernen" sind Strukturen und Arbeitsformen zu schaffen, unter anderem ein nationales Komitee mit einem Sekretariat zur Koordination, ein "Runder Tisch", ein Berichtsverfahren mit regelmäßigem Monitoring, ein informeller Unterstützerkreis und eine netzgestützte Plattform für den Informations- und Erfahrungsaustausch.
9. Staatliche Forschungsförderung soll Nachhaltigkeitsziele wirkungsvoll unterstützen.
10. Die Forschung zum Thema "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" ist zu intensivieren.

Vorschlag für Jahresthemen

Die deutsche UNESCO-Kommission schlägt der UNESCO folgende zehn Themen als mögliche Jahresthemen für die Dekade vor:
l Konsumverhalten und nachhaltiges Wirtschaften
l Kulturelle Vielfalt
l Gesundheit und Lebensqualität
l Wasser- und Energieversorgung
l Biosphärenreservate als Lernorte
l Welterbestätten als Lernorte
l Nachhaltigkeitslernen in der Wissensgesellschaft
l Bürgerbeteiligung und "good governance"
l Armutsbekämpfung durch nachhaltige Entwicklungsprojekte
l Gerechtigkeit zwischen den Generationen: Menschenrechte und ethische Orientierung
Die deutsche UNESCO-Kommission bittet die Bundesregierung, eigene deutsche Beiträge zur geplanten UNO-Weltdekade zur Bildung für Nachhaltigkeit vorzubereiten.

Quelle: Pressemitteilung Nr. 27/2003 der deutschen UNESCO-Kommission e.V. vom 11. Juli 2003 (gekürzt)

www.unesco.de/hv/hv63_2003.htm