Nationaler Aktionsplan: BNE strukturell verankern

In ihrer Agenda 2030 haben die Vereinten Nationen hochwertige Bildung als eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung benannt. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) spielt dabei eine wichtige Rolle. In Deutschland haben nun 39 ExpertInnen der Nationalen Plattform für das UNESCO-Weltaktionsprogramm BNE, darunter auch die ANU, einen Nationalen Aktionsplan BNE beschlossen. Dieser zeigt, wie BNE in allen Bereichen der Bildung strukturell verankert werden kann.

„Bildung ist der Schlüssel für nachhaltige Entwicklung“, sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka bei der Sitzung der Nationalen Plattform BNE am 20. Juni in Berlin. Nachdem in der UN-Dekade BNE in zahlreichen Projekten herausgearbeitet wurde, wie eine hochwertige Bildung für nachhaltige Entwicklung aussehen kann, sollten für das UNESCO-Weltaktionsprogramm BNE Wege vom Projekt zur Struktur gefunden werden. Mehr als 350 Organisationen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft und zahlreiche BürgerInnen wirkten in Fachforen und Partnernetzwerken bei einer öffentlichen Konsultation mit. Der Prozess wurde neben dem federführenden Bildungsministerium unter anderem von den drei Bundesministerien für Familie/Jugend, Umwelt und Entwicklung, der Kultusministerkonferenz und der Umweltministerkonferenz der Länder und den kommunalen Spitzenverbänden getragen. Zur Mitte des fünfjährigen Weltaktionsprogramms ist nun der Meilenstein Nationaler Aktionsplan (NAP) erreicht: Beschlossen wurden 130 Ziele und 349 Handlungsempfehlungen mit Zielhorizonten von 2018 bis 2030. Nun geht es an die Umsetzung. Wanka erwartet, dass der Nationale Aktionsplan eine umfassende Transformation zu mehr Nachhaltigkeit anstößt.  

Vom Projekt zur Struktur

Um BNE in der Bildungslandschaft strukturell zu verankern, sind viele Ziele darauf ausgerichtet, BNE in Curricula aufzunehmen, Indikatoren zu entwickeln, Förderinstrumente anzupassen und Koordinierungsstellen oder Kompetenzzentren aufzubauen. In allen Bildungsbereichen von der Elementarbildung bis zur Hochschule geht es zudem um die Fortbildung von MultiplikatorInnen oder „Lehrenden“ und um die Kooperation der Anbieter in Bildungslandschaften. Im non-formalen Bereich wollen zivilgesellschaftliche Akteure zum Beispiel die Möglichkeiten der Aus-, Fort- und Weiterbildung für BNE transparenter machen. Die Länder prüfen, inwieweit BNE-Koordinierungsstellen eingerichtet und Promotoren eingesetzt werden können. Vorgeschlagen wird auch, ein Konzept zu erstellen, wie innovative Inhalte und Methoden in die Qualifizierungen einbezogen werden. Es wird geprüft, wie dies bis 2019 gelingen kann, so die – an vielen Stellen verwendete – vorsichtige Tonlage des Aktionsplans.

Non-formale Bildung: Innovation durch Narrative und Diversität

Im Bereich non-formaler und informeller BNE wird im NAP auch auf innovative inhaltliche und methodische Ansätze fokussiert. Dies sind zum einen der Einsatz von Bildern und Erzählungen (Narrativen) der Transformation. Bilder und Erzählungen prägen das individuelle und kollektive Handeln in einer Gesellschaft und sind Grundlage informeller Lernprozesse. Ziel ist, bis 2019 mit Bildern und Narrativen der Transformation neue Vorstellungswelten zu schaffen, die sich aus einer möglichen Zukunft ableiten und bestehende Handlungsmuster verändern können.

Auch das Prinzip der Inklusion und Diversität ist intensiv bearbeitet worden. Wie kann unsere pädagogische Arbeit sensibel für Diskriminierungen ablaufen? Welche Rolle spielen Sprache, Zeit und alltäglich wirksame Rollenbilder? Hierzu sollen sich Akteure mit ExpertInnen der inklusiven Pädagogik weiterqualifizieren und vorbildliche Angebote hinsichtlich Diversität und Inklusion öffentlich sichtbar machen.

Freiräume für Jugendliche schaffen

Die Einbeziehung der Jugend ist prioritäres Handlungsfeld im UN-Weltaktionsprogramm BNE. Auf Vorschlag des Fachforums „Non-formale informelle Bildung/Jugend“ enthält der NAP hierzu u. a. den Schwerpunkt „Freiräume schaffen“. Ausreichende Freiräume ermöglichen Jugendlichen, sich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen, kreative Lösungen zu erarbeiten und gestalterisch Einfluss zu nehmen. Pädagogische Fachkräfte sollen Bildungssettings mit unverzweckten Freiräumen entwickeln, in denen eigenständig Themen und Inhalte erarbeitet werden können. Bildungsinstitutionen und Verbände sind aufgerufen, durch erweiterte Freiräume mehr Mitbestimmung zu ermöglichen und dies in ihren Leitbildern zu verankern.

Der NAP hält fest, dass im non-formalen Bereich nötige zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen seitens der Gesetzgeber verabschiedet und in den Haushalten von Bund und Ländern wie auch in den Ausschreibungen von Stiftungen budgetiert werden müssen. Bis 2019, dem Ende des aktuell laufenden Weltaktionsprogramms, besteht hier rascher Handlungsbedarf. Aber auch bis 2030 sind es nur noch weniger als 5.000 Tage.

Annette Dieckmann, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Bundesverband e.V. (ANU), Mitglied in der Nationalen Plattform BNE, E-Mail: dieckmannanude, www.bne-portal.de